Diese Spanier stehen auf den neuen König, doch es gibt auch Monarchiegegner
Eine einfache Aufgabe: Mach‘ uns eine Geschichte über die antimonarchistische Bewegung in Spanien. So lautete der Auftrag der Kollegen der DW-Nachrichtenredaktion. Angesichts der Demos, die es bei der Bekanntgabe der Abdankung von König Juan Carlos gegeben hatte, sollte das ziemlich einfach werden. Doch es kam etwas anders. Dieser Auftrag zählte zu den schwierigsten Arbeiten, die auf spanischem Boden gemacht habe. Ich mailte und telefonierte ein paar Tage vor der Thronfolge am 19. Juni 2014 mit der Vereinigten Linken (Izquierda Unida), ich nahm Kontakt zu den Organisatoren der Protestbewegung 15M auf, ich mobilisierte, was ging. Doch die republikanische oder anti-monarchistische Bewegung bzw. deren Vertreter legten keinen großen Wert auf Öffentlichkeitsarbeit.
Mühsam ernährt sich der Reporter
Ich kam drei Tage vor dem Tag der Proklamation nach Madrid und hatte genau einen Drehtermin fest. Am Montagabend traf ich eine kleine Gruppe älterer Republikaner, die für Stimmen für ein Referendum warben. Es ging um die Mitbestimmung des Staatsoberhauptes, will heißen, dass der König nicht automatisch König wird, nur weil er Sohn des bisherigen Königs ist. Meine ersten 30 Sekunden für eine Drei-Minuten-Geschichte hatte ich gedreht. Telefonate, Mails am laufenden Band, doch am Ende hatte ich wieder nur ein Interview zusätzlich klar machen können. Mir blieb der Dienstag, um meinen Auftrag zu erfüllen. Schon am Mittwoch sollte die Geschichte ausgestrahlt werden.
Streifzüge durch Madrid
Ausgerüstet mit meinem Kamerrucksack und dem Einbeinstativ zog ich am Dienstagmorgen durch Madrid. Ich schaute an Orten, die eigentlich Standorte des Referendums sein sollten. Doch auch diese Information war falsch. Ich sammelte Schnittbilder – für den Fall der Fälle. Im Vorbeigehen organisierte ich ein Gespräch beim Meinungsforschungsinstitut SIGMA DOS. So erfuhr ich von Manuel Mostaza, dass die Spanier die Monarchie besser bewerten als ihre Politiker.
Direkt im Anschluss der Rückruf eines linkspolitischen Politikers. Isabelo Herreros sagt mir ein Interview zu und will dann für 17 Uhr auch gleich dort treffen, wo Stimmen für das Referendum gesammelt werden. Prima. Langsam soll sich die Geschichte fügen. Doch leider ist Isabelo am verabredeten Ort, doch keine Urnen. Wir machen das Interview dennoch.
Dann führt er mich zu einem Laden für republikanische Souvenirs. Dieser Tipp ist Gold wert. Er soll den Abschluss meiner Geschichte bilden. Gegen 19 Uhr mache ich noch ein paar Straßenumfragen mit dem Einbein bevor ich dann noch auf Verdacht zur Plaza de Lavapies fahre und tatsächlich jetzt die Gruppe Aktivisten mit ihrer Urne treffe, die eigentlich – laut interaktiver Karte – seit dem Morgen dort sein sollten.
Kill your darlings – oder: von drei auf zwei Minuten Länge
Am Ende hatte ich die Elemente für eine Geschichte zusammen, wenn sie auch weniger spektakultär ausfiel als von der Redaktion erwartet und gewünscht. Die letzte Herausforderung erwarete mich dann noch im Schnitt. Statt der bis zu drei Minuten sollte die Geschichte nur noch zwei Minuten lang sein. So galt das Motto: Kill your dralings und ich habe sie in diesem Blog zumindest wiederaufstehen lassen.
Das Fazit: Ich habe an dem Drehtag gefühlte 20 Kilometer in Madrid zurückgelegt, auf der Suche nach Bildern und Protagonisten. Am Ende taten mir die Beine weh, doch ich hatte das nötige Ergebnis eingefahren. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte diese gleiche Arbeit mit meiner großen Sony EX3 erledigt, ich wäre vermutlich schon am frühen Nachmittag von meinen Kräften verlassen worden. Ich fühlte mich wie ein authentischer Reporter, auf der Suche nach der Geschichte, die irgendwo auf der Straße lag.
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