PinMic von Røde: Das Minimikro mit den drei Dornen

Ruhige Tage haben den großen Vorteil, dass ich mir die Zeit nehme, im Netz nach Neuem zu stöbern. Und vergangene Woche stieß ich auf das PinMic von Rode. Es gab leider noch nicht allzu viel über das kleine Teil zu lesen und zu sehen. Egal, ich bestellte mir das Ansteckmikro der anderen Art, weil es mir wirklich praktisch erschien. Durch ein eigenes Adaptersystem kann man das Rode-Mikro mit einem Zubehörstecker problemlos an einen Sennheiser-Sender anschließen. Jetzt ist es Teil meiner Ausstattung und so sieht es aus:

Es ist in der Tat eine völlig neue Art, das Mikro anzustecken. Da es nur ein kleiner Punkt ist, könnte es alles sein (wenn man es als Zuschauer überhaupt sieht), doch die wenigsten werden auf ein Mikrofon tippen. Die ersten Spielereien an verschiedenen Kleidungsstücken (Hemden, T-Shirts) zeigen, dass keine Schäden zurückbleiben. Allerdings sollte man dieses Mikro nicht gerade durch eine Gore-Tex-Mebran stechen. Zum Ton: Auch die inneren Werte sind ordentlich.

Soweit die Theorie, bzw. die Trockenübung. Ich habe das Mikro gleich beim nächsten Dreh in Südspanien dabei gehabt. Zum Aussehen und Klang hier mehr:

FAZIT: Das PinMic ist ein praktisches Teil, das zudem mit reichhaltigem Zubehör kommt. Der Windschutz ist dabei und auch ein zweiter Käfig, den man in der Farbe des Kleidungsstückes des Interviewten lackieren kann (bei dem Mann mit dem weißen Hemd). Hinzu kommt: Die Handhabung ist seht einfach. Meine Sorge, dass es bei weiblichen Interviewpartnern vielleicht ein Problem geben könne, weil man die drei Kontaktstifte der Bodenplatte von Innen durch das Kleidungsstück drücken muss, war unbegründet. Durch das einfache Anbringen können die Interviewpartner das Mikro ohnehin am besten selbst anlegen.

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14 Tage nach Chile

Es geht wieder einmal nach Chile, im Gepäck eine Reihe von Aufträgen, die diese Produktion überhaupt erst möglich machen. Schließlich sind die Fixkosten durch den Flug und nötige Inlandsflüge sowie die Producerin zu hoch für eine einzige Geschichte.

Am Ende dreht sich alles um drei zentrale Themen: 1. Die Bilanz ein Jahr nach dem schweren Erdbeben, 2. Der Kupferbergbau im Norden und 3. ein Besuch bei zwei der geretteten Bergleute. Die Reportage zum Erdbeben muss schon am Ende der Woche gesendet werden, somit wartet nicht nur eine lange Reise, sondern auch eine anspruchsvolle Aufgabe auf mich. Ich will versuchen, im Abstand von zwei oder drei Tagen meine Erfahrungen und Fotos hier einzustellen. Ich freue mich auf Fragen und Anregungen. Im Gepäck sind die Sony EX3 und die GoPro HD.

Samstag, 26.02.11

Zeit für eine Zwischenbilanz. Die fast achtminütige Reportage für die Deutsche Welle ist auf dem Weg nach Berlin. Ein Literatur-Café in Santiago ist mein „Uplink“. Eine Stunde Upload sind ok, das Macbook ist im Stromsparmodus – somit sollte ich auch ohne Netzteil auskommen….

Ein Jahr nach dem Tsunami und Erdbeben – ich war zusammen mit der Producerin Valentina Gutierrez an der Küste in Constitución, im Landesinneren in Talca, Curepto und Chépica. Vor allem die Bereiche an der Küste, die neben dem Beben auch noch die Flutwelle überstehen mussten, sind auch heute noch arg gerupft. Dafür sind die Menschen umso gesprächsbereiter. Wir haben kaum mit „Offiziellen“ gesprochen, waren an den Schicksalen der Menschen interessiert. Und sie erzählten gerne und Erschütterndes. Die Unterkunft in Constitución war das einzig Schlechte – ich entdecke auch jetzt noch neue Insektenstiche, der Preis dafür, direkt am Fluss gewohnt zu haben.

Als schwierig stellten sich die Lichtverhältnisse heraus. Ich bin Sommersonne aus Spanien gewöhnt. Dennoch musste ich im Schnitt mehrmals die Korrektur benutzen. Es lag an den regelmäßigen Wechseln von Innen und Außen, dem Nichtbenutzen des Speichers und den unterschiedlichen Tageszeiten. Außerdem war der Kameramonitor irgendwie noch verstellt, so dass es teilweise eine echte Herausforderung war.

Wieder einmal hat sich das ordentliche Rode NTG-1 an der Kamera bewährt. Einige Interviews habe ich nur damit gemacht und das Resultat war absolut ok. Natürlich standen die Personen immer relativ nahe (ca. 1m) von der Kamera entfernt.

Um den Wechsel von der Küste ins Hinterland zu thematisieren, nutzte ich eine Fahrszene, gedreht mit der GoPro HD. Es ist schon etwas Feines, solch einen Winzling für besondere Einstellungen dabei zu haben. Mit dem bald erhältlichen Rückseitenmonitor wird es endlich einfacher, die Kamera gezielt auszurichten.

Das Wochenende habe ich nun frei, am Montag (28.02.) geht es in den Norden, nach Calama. Dort ist die größte Kupfermine der Welt, die Chuquicamata-Mine.

Die Herausforderung war hier zum einen der Staub (Schutzmasken, Brillen), zum anderen aber auch die Überlegung, wie man nun diese gigantische Mine übersichtlich darstellt. Ein Weitwinkeladapter wäre hilfreich gewesen. Ich half mir mit Schwenks aus. Ich bin vor allem aber gespannt, ob die Kamera den feinen Staub auf Dauer vertragen hat. Man kann sie kaum dagegen schützen. Beim Dreh selbst schlug sie sich jedoch tapfer.


Schwierig war für mich das Drehen mit der Schutzkleidung. Das Visier des Helms stieß regelmäßig gegen den Sucher (wackelnde Bilder), auch die Schutzmaske verhinderte eine Annäherung an die Kamera. Das war’s jedoch auch schon. Die meisten Probleme waren organisatorischer Art, da trotz langen Vorlaufs einige Verwalter ihres Bereichs quer schießen mussten. Stellt sich abschließend die Frage, ob eine solche Produktion selbstdrehtauglich ist? Ja, aber – lautet die Antwort. Sowohl die erste Erdbebengeschichte als auch die MInen waren technische Herausforderung. Dagegen ist der organisatorische Aufwand enorm, auch während des Drehs. Deshalb mein Rat an Selbstdreher bei größeren Projekten: Nehmt einen Producer zur Seite. Das spart viel Ärger und Ihr könnt Euch auf Bilder und Inhalte konzentrieren, ohne jeden Namen selbst mitschreiben zu müssen.

Da wären wir dann wieder bei dem, was ich gerne als VJ 2.0 bezeichne. Videojournalismus ist die Art, absolut flexibel zu arbeiten. Videojournalisten kennen ihre Grenzen und können sie dadurch weit verschieben. Videojournalismus heißt nach meiner Definition nicht, dass man immer allein unterwegs sein muss.

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Licht und Gewicht

Die LED 265 von Coollights. Solides Metallgehäuse und kompakte Größe zum kompakten Preis

Die LED 265 von Coollights. Solides Metallgehäuse und kompakte Größe zum kompakten Preis

Man kann auch ohne Licht auskommen, doch auf die Dauer braucht man doch den einen oder anderen Spot.  Nach über 12 Jahren als Videojournalist habe ich auch im Bereich Licht viel Lehrgeld oder besser gesagt Leergeld bezahlt. Doch die Leiden fürs Portemonnaie hatten ihr Gutes. Jetzt weiß ich zumindest, was taugt und was nicht.

Anfangs habe ich mir die Stromversorgung zur Sachtlerleuchte noch selbst gelötet und einen Bleiakku mit mir rumgeschleppt. Der einzige 220V-Scheinwerfer, den ich hatte, kam billig aber kompakt aus dem Fotobereich. Irgendwann kaufte ich mir auch ein Set aus drei 600-Watt-Schweinwerfern. Doch mehr als zwei Leuchten nahm ich nie mit – zu viel Gepäck.

Vor vier Jahren änderte sich das Bild. An meiner JVC HD 101 konnte ich ein Kopflicht von Bebob direkt an die Akkuplatte anschließen. Wenig Kabel, gutes Licht. Vor zwei Jahren wechselte ich auf die Sony PMW-EX3. Um auch dort ein Kopflicht verwenden zu können, brauchte ich für die Stromentnahme einen Adapter und eine neue Leuchte- alles von Bebob. Mein erstes LED-Licht war teuer und gut.

LEDs sind praktisch

LEDs sind mittlerweile gerade für uns Videojournalisten eine feine Lösung, vor allem, weil neue Hersteller auf den Markt kamen und preisliche Alternativen zu Arri, Bebob oder Sachtler boten. Ich bin irgendwann über das Forum dvinfo auf die Marke Coollights gestoßen. Richard Andrewski ist der Kopf dahinter. Er lässt in China fertigen und verschifft auf Wunsch auch direkt von dort oder aus den USA. Meine erste Leuchte war die LED-600, eine quadratische Lichtquelle mit zig LEDs, einem soliden Metallgehäuse, abschaltbaren Reihen und Dimmer. Das Beste jedoch: Die Möglichkeit, die Leuchte mit einer V-Mount- oder Anton-Bauer-Batterie zu betreiben. Es ist so unendlich praktisch, einen Aufsager auf der Straße gut ausleuchten zu können oder die Leuchte bei Aufnahmen hin und her zu tragen, ohne Gedanken an das Kabel und eine Steckdose. Der Scheinwerfer wiegt zwar etwa 1500 Gramm. Dennoch reiste er als einzige Lichtquelle neben dem Kopflicht oft mit.

Vor einem Jahr brachte Coollights dann die LED-256 raus. Weil ich nun auch mit einer mobilen Greenbox arbeite und mehr Licht brauchte, bestellte ich mir vor kurzem die erste. Ich wollte wissen, ob der kleinere Bruder eine Erweiterung oder sogar Alternative darstellen könnte.

Hauptlicht von vorne stark gedimmt und das Spitzlicht sind LED 265 (Standbild der EX3)

Das Hauptlicht von vorne (stark gedimmt) und das Spitzlicht sind jeweils LED 265 (Standbild der EX3)

Nach den ersten Tests weiß ich, dass die LED-265 sowohl eine Alternative als auch eine Erweiterung ist. Die Lichtausbeute der Leuchte ist überraschend groß. Und das 800 Gramm (inkl. Halterung) schwere Teil ist ebenfalls mit Akkus zu betreiben. Bei meinem Test hielten die günstigen No-Name-Batterien für die Sony L-Serie über eineinhalb Stunden.

Einzelne LED-Reihen sind abschaltbar, dazu ein Dimmer. Das macht die Leuchte sehr flexibel.

Einzelne LED-Reihen sind abschaltbar, dazu ein Dimmer. Statt Sony gibt es auch einen Panasonic-Schuh. Das macht die Leuchte sehr flexibel.

Das sollte für die meisten Produktionen reichen. Ich habe mir jetzt gleich noch eine zweite bestellt. Neben Filtern sind im Paket auch ein Netzteil und eine ordentliche Transporttasche. Das alles gibt es für umgerechnet rund 290 Euro.

....die verwendete NP-F970 (No-Name) hielt mit 6600mAh überraschend lange.

....die verwendete NP-F970 (No-Name) hielt mit 6600mAh überraschend lange. Die Lichtausbeute ist im stockfinsteren Raum für mich sehr gut. Foto mit ISO 400

In den kommenden Wochen werde ich die zwei kleinen LED-Leuchten mit auf Reisen nehmen. Danach gibt es ein Update zu den Erfahrungen im Alltag.

Markus Böhnisch

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Der nächste Schritt

Die DSLR-Kameras haben das Videofilmen revolutioniert. Sie machten die geringe Schärfentiefe schon bei geringem Abstand möglich, sorgten somit für einen echten Filmlook, der mit den üblichen Videokameras nur schwer machbar war. Über die Vor- und Nachteile der DSLR-Technik hat sich Kollege Roman sehr ausführlich hier beschäftigt. Panasonic hat auf der IBC mit der AG-AF101 nun die Fusion von Videokamera und DSLR vorgestellt.

Preislich soll sich das Gerät bei etwa 5000 Euro bewegen. Ob allerdings dann auch Objektive dabei sind, ist offen. Der Erste Eindruck lässt den Schluss zu, dass die Bedienung auch für uns besser werden sollte als bei einer DSLR. Variable Framerates, XLR-Stecker und SDI-Out, dazu SD-Speicherkarten klingen interessant. Mehr Infos gibt es bei Panasonic selbst, dort auch mit einem kleinen Info-Video. Es wird schon viel über diese Kamera diskutiert. Doch warten wir die ersten Eindrücke aus der Realität ab – damit ist zum Ende des Jahres 2010 zu rechnen.

Nachtrag: Das erste Video mit Beispielen der Kamera und einem ersten „hands on“ hat Videoaktiv. Beim Rhein-Main-Event hatte ich Ende Oktober die Gelegenheit, die Kamera kurz auszuprobieren. Dabei wurde mir sehr schnell klar, dass sie bei mir niemals eine Hauptkamera werden kann. Die manuelle Einstellung des Objektivs (inkl. Zoom) ist für schnellere Drehs unpraktisch. Als Zweitkamera bei Interviews oder auch für aufwändige Produktionen ist sie aber sicherlich eine Bereicherung.

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Global VJ

Videojournalisten sind erfreulicherweise mittlerweile fester Bestandteil in der Fernseh- und WebTV-Landschaft. Aus gutem Grund. Wie flexibel VJs sind, durfte ich gerade für das Schweizer Fernsehen demonstrieren. Die Aufgabe: Reportagen und Live-Berichte für die WM-Sendung aus den Ländern der schweizer Gegner, also Spanien, Chile und Honduras.

Die komplette Ausrüstung (!)

Die Definition der VJ-Arbeit war, sendefertig per FTP anzuliefern. Die größten Herausforderungen warteten jedoch vor Reisebeginn: Ich würde wegen des Spielplans der WM nur jeweils drei Tage Zeit pro Land haben. Außerdem musste die Reportage, die am Vortag des Spieles laufen sollte, auch noch im Zusammenhang mit Fußball stehen. Ich brauchte also einen Producer vor Ort. Wieder zeigte sich, dass es weltweit noch immer an einer vernünftigen Datenbank für Producer mangelt. Einmal half mir ein Kollege weiter, das andere Mail kam der Kontakt über die Journalismus-Fakultät einer Uni zustande.

Ein weiteres Problem war die Zusammenstellung des Equipments. Nur ein Koffer, Stativ und Kamerarucksack. Mehr wollte ich nicht schleppen. Also blieben Scheinwerfer ebenso zu Hause wie eine Winterjacke (für Chile).

In Spanien arbeitete ich der Bequemlichkeit wegen mit einem langjährigen Bekannten als Kameramann. Praktisch, dass die EX3 einen SDI-Anschluss hat. Denn plötzlich fehlte eine Kamera für die Live-Schalten. Die EX3 schlug sich anstandslos.

Weiterflug nach Chile. Gut 20 Stunden später stand ich in Concepción, 500km südlich der Hauptstadt Santiago. Producer Christian zeigte mir die ersten vom Erdbeben zerstörten Häuser. Am nächsten Tag ging es Richtung Küste. Dort hatte der Tsunami unter anderem ein historisches Fußballstadion zerstört. Wir sprachen mit dem Bürgermeister, einem ehemaligen Nationalspieler und Betroffenen aus der Nachbarschaft.

Erst ein kleiner Teil der zerstörten Häuser wurde abgerissen

Am Abend musste ich die Reportage noch schneiden, da sie wegen der Zeitverschiebung schon in der Nacht per FTP überspielt werden musste. Allerdings war ausgerechnet die Internetleitung des kalten Hotels die Schwachstelle. Mehrfach musste ich neu ansetzen. Erst am frühen Morgen klappte es, ich hatte kaum geschlafen. Die Internet-Geschwindigkeit ist immer wieder die Achilles-Ferse solcher Produktionen. Man kann sie nur schwer erfragen, da in den Hotels kaum jemand weiß, was der Upload ist. Daher ist es ratsam, Zeit für die Suche einer Alternative (mobiles Internet, Internetcafe) zu haben.

Weil es keine Möglichkeiten für Live-Schalten gab, mussten wir uns am Spieltag mit einem Stand-up und dem Überspiel per FTP aushelfen. Das bedeutete, die Fans beim Spiel zu beobachten, dann schnell den Stand-up aufzunehmen, als H264-Datei zu verpacken und zu verschicken. Glücklicherweise war direkt nebenan ein Internet-Cafe, das viermal schneller war als die Leitung im Hotel.

Am selben Tag gab es noch ein kurzes Stück mit Reaktionen auf das Spiel, das ich im fast leeren Restaurant des Hotels schnitt und dann ebenfalls aus dem Internet-Cafe überspielte. Am Abend saß ich im Flugzeug nach Santiago, um in der Nacht weiter nach Honduras zu fliegen.

13 Stunden später wartete Producer Noel am Flughafen auf mich. Die Einreise- und auch die Zollformalitäten waren kein Problem. Ich hatte mit einem Schreiben des Senders vorgesorgt. Darin stand, dass ich mit meinem Equipment nur wegen der Fan-Berichterstattung im Land war. Doch am Ende interessierte sich niemand dafür.

Die Arbeit in Honduras unterschied sich insofern von Spanien und Chile, dass ich am nächsten Tag beim Dreh im Armenviertel von zwei bewaffneten Polizisten geschützt wurde. Angesichts der Tatsache, dass aber selbst der Getränkefahrer von einem Mann mit Schrotflinte begleitet wurde, eine notwendige Maßnahme. Ansonsten war der Dreh mit Schulkindern auf einem Bolzplatz fast problemlos. Es schwang zwar immer der Gedanke an die latente Gefahr mit, doch ist das im Land mit der höchsten Mordrate pro Einwohner wohl normal. Ärgerlich war nur der Bruch der Stativspinne, der den Dreh etwas komplizierter machte. Der Producer war jedoch so freundlich, das Teil notdürftig aber erfolgreich zu reparieren.

Der Schnittplatz in Tegucigalpa

Die angenehme Überraschung war die schnelle Internetverbindung, mit der das Überspiel der geschnittenen Reportage vom Hotel aus zur Frage von ein paar Minuten wurde. Selbst zehn Minuten Rohmaterial, das die Kollegen in Südafrika für eine Geschichte brauchten, waren in einer Stunde überspielt. Am Spieltag selbst kam die EX3 wieder als Livekamera zum Einsatz, sogar im NTSC-Modus. Die Position richtete ich mit Hilfe des Producers aus, dann stellte ich mich vor die Kamera.

Wie bei den zwei Stationen zuvor, machte ich auch in Honduras einen Beitrag zu den Reaktionen auf das Spiel. Weil die Schweiz ausgeschieden war, endete meine Reise damit. Am nächsten Tag flog ich über Houston zurück.

Das Produktions-Fazit dieser Tour ist durchweg positiv. Das Equipment hat fehlerfrei funktioniert. Die Arbeit mit den Producern war ein wesentlicher Teil des Erfolges. Die Vorbereitung von der Auswahl der Flüge bis zur Recherche möglicher Themen war eine Basis für das Gelingen. Lediglich die fehlende Winterjacke machte gerade den Aufenthalt in Chile zu einer feucht-kalten Nerverei. Die unterschiedlichen Zeitzonen und die langen Flüge hinterließen natürlich ihre Spuren. Doch außer einer leichten Erkältung hielt auch der Körper stand. Zum Schluss lohnt sich noch der Hinweis auf die Definition des Videojournalisten. Alle Prozesse weitgehend zu beherrschen, ist die Voraussetzung, um die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Alles allein zu machen, ist daher nicht immer der beste Weg. Der Producer ist die ideale Ergänzung des VJ für Projekte in Regionen, die man nicht täglich bereist.

Die Videos:

Wesentliche Elemente des Equipments:

Kamera: PMW-EX3 (drei Akkus, 2x32GB Karten, 3x16GB Karten)

Sachtler/Manfrotto-Stativ

Ansteck- und Handmikro

Kopflicht

MacBook Pro mit FinalCut

Audiobox Edirol UA-25

AKG Headset

externe Raid-Festplatte 500GB

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Wunsch und Wirklichkeit

Der „Journalist“ schreibt in seiner aktuellen Ausgabe über die verwerfliche Verwendung von Videomaterial, das von Unternehmen bereit gestellt wird. Durch die Bank setzen öffentlich-rechtliche und private Sender sowie Videoportale Material ein, das problem- und kostenlos von FTP-Servern herunter geladen werden kann.


Nun schreibt der Autor, das sei alles PR, müsse gekennzeichnet werden und sei verwerflich. Da stellt sich mir die Frage nach dem Warum? Welche Glaubwürdigkeit, welche Grundsätze werden verletzt? Wo setze ich meine Unabhängigkeit aufs Spiel, nur wenn ich für ein Thema diese Bilder verwende? Bilder eines Verlegeschiffes auf der Ostsee, Luftaufnahmen vom Jungfernflug eines Airbus oder das Abdichten eines Ölbohrlochs in der Tiefsee. Alles Situationen, die aus zeitlichen, logistischen oder technischen Gründen für Nachrichten oder kurze Magazinformate nicht selbst realisiert werden können.

Fernsehbilder sind oftmals sehr schwierig zu bekommen, viele Redaktionen (ör + p) haben entweder keine Zeit mehr oder kein Geld oder beides.  Das Thema wird doch erst zu einem Problem, wenn der im Text nur kurz angerissene Fall auftaucht, dass ich tatsächlich komplett gefakte Beiträge ins Programm hebe.  Doch wo ist meine journalistische Glaubwürdigkeit angekratzt, wenn ich über ein Thema berichte, über das ich erst durch diese kostenlosen Bilder berichten kann?

Als Videojournalist stehe ich Bild und Text im Moment der Produktion in der Tat sehr nahe, doch was ist mit dem Kollegen, der in der Redaktion sitzt, keine Kamera und auch keinen Kameramann verfügbar hat? Doch aufgrund einer Agenturmeldung soll er nun etwas über die Verlegung der Pipeline machen, schließlich haben die Zeitungen online ja schon einen Text da stehen. Da tauchen nun Bilder auf, vom Erbauer der Pipeline. Und? Er könnte jetzt einen Quellenhinweis einfügen. Damit sollte es dann aber auch erledigt sein. Fernsehen ist kein bebildertes Radio und auch keine bewegte Zeitung. Fernsehen ist anders, ist komplizierter, es ist dreidimensional. Solange die Informationen im Sprechertext stimmen, solange die Bilder echt sind, solange wird der Zuschauer nicht hinters Licht geführt. Solange ist es nicht relevant, ob ein Kamerateam für den Sender oder das Unternehmen gedreht hat. Niemand wird bestreiten, dass in einem Katastrophenfall nicht auf die Bilder von einem Unternehmen gesetzt wird, weil der Verdacht der Täuschung naheliegt. Doch solange Rohre verlegt werden und Flugzeuge fliegen, ist das nicht dramatisch. Aber selbst das berüchtigte Bohrloch im Golf von Mexiko wäre ohne die BP-Bilder unsichtbar. Also werden sie – zum Bebildern der Katastrophe – genutzt, zusätzlich zu denen der Sender und Agenturen über die Folgen der Ölpest. Ist das also auch verwerflich? Ist es verwerflich, dass sich Agenturen die Tatsache zu nutze machen und Bilder zu einem Thema anbieten, dass ohne Bilder keines wäre? Sobald Redaktionen auf diese Bilder anspringen, lassen sie sich vor einen Karren spannen. Doch das passiert mit gewöhnlichen Pressemitteilungen seit Jahrzehnten. Wo also fangen wir an zu kritisieren?


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