Urlaubsreif: Reportage aus dem Süden Portugals

Blick vom Aussichtspunkt auf die Stadt und den Strand

Temperaturen über 30 Grad, dazu hohe Luftfeuchtigkeit und ein erholungsbedürftiger Videojournalist – nach drei Tagen in Portugal war ich erst recht urlaubsreif. Allein der Abend der Anreise nach Lissabon war forgetable. Flugzeug verspätet und dann eine Autovermietung, die an Ineffizienz nicht zu überbieten ist. Obwohl ich schon um 22:20 in Portugal gelandet war, konnte ich wegen der absurden Langsamkeit des Autovermieters erst um 1 Uhr im Hotel in Almada einchecken. Immerhin blieben mir fünf Stunden Zeit zum Schlafen. Morgens um 7 holte ich meine Producerin ab und wir machten uns auf die Reise nach Albufeira.

Wir wollten darstellen, wie es zusammenpasst, dass die Region mit der höchsten Arbeitslosigkeit gleichzeitig Unternehmen hat, die die keine Arbeitskräfte findet. Die Interviewpartner waren gut, brachten Klarheit, doch wie es bei einer Reportage so ist, braucht man echte Protagonisten. Die hatten wir vorab nicht gefunden, so dass wir vor Ort improvisieren mussten. Eigentlich gehört diese Improvisation zum Beruf dazu. Doch ich merkte, dass meine Batterien leer waren und das Vorankommen in der Umsetzung der Geschichte entsprechend sehr mühseelig war. Die Reise hat mir mal wieder gezeigt, dass Videojournalismus wenig Fehler verzeiht; damit meine ich nicht nur die technische Seite, sondern auch die bildliche und inhaltliche.

Im Schnitt fehlten mir Schnittbilder und beim Texten brauchte ich die geballte Unterstützung des Redakteurs. Einen Tag vor Beginn meines Urlaubs war die Geschichte fertig und ich wusste definitiv, dass ich bereits seit Wochen urlaubsreif war.  Im Rückblick stelle ich zudem fest, dass meine Kommunikation mit der Producerin hätte klarer sein müssen. Sie hat offenbar wenig Erfahrung mit Reportagen, war als Vertretung eingesprungen, doch hatte ich ihre Kenntnis vorab nicht geklärt.

Die positive Seite: Ich habe wieder viel gelernt.

In der Mittagspause im Alentejo

In der Mittagspause im Alentejo

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Medienbüro Hamburg: Powertraining Videojournalismus

Seit ein paar Jahren schule ich im Medienbüro Hamburg Interessierte im Videojournalismus. In fünf Tagen lernen die Teilnehmer auf der einen Seite die Kamera (Sony EX1), die dazugehörige Technik und den Schnitt (Final Cut X) kennen. Auf der anderen Seite müssen sie die technische Seite dann aber auch mit der journalistischen verbinden und einen Beitrag realisieren. Das ist viel für nur fünf Tage. Dennoch gibt es immer wieder schöne Beispiele, wie dieses aus dem letzten Kurs:

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Allein auf den Grachten

Der erste One-man-Dreh in Amsterdam. Eigentlich wollte ich noch die Praktikantin an meiner Seite haben, doch die musste kurzfristig nach Straßburg. Nach einem anstrengenden Wochenende und 500 Kilometern hinterm Lenkrad wusste ich wieder einmal, wie wichtig ausreichend Schlaf und Fitness sind. Denn das Problem in Amsterdam war nicht nur die Entfernung, es ist die Tatsache, dass man mit dem Auto nur ankommt, um es dann für 45 Euro am Tag zu parken. Alles andere geschieht im Idealfall mit dem Boot (Foto) oder eben zu Fuß.

mit Marc Paping und Gast

Bei der Grachtentour mit Marc „Pap“ Paping streikte erst einmal das Mikro. Mit fortschreitendem Dreh und anhaltenden Störgeräuschen verfestigte sich der Verdacht, dass eine der Antennen der ew100-Funkstrecke offenbar defekt ist. Also durfte ich nie mehr als zwei Meter von meinen Interviewpartnern entfernt stehen. Der Dreh auf dem Wasser war dennoch einzigartig. Die Grachten bieten Motive ohne Ende. Sehr erfolgreich habe ich bei dem Dreh die GoPro HD2 eingesetzt. Sowohl in Standardsituationen als auch dicht über der Wasseroberfläche und auf dem Fahrrad war die Gopro die ideale Ergänzung. Unverzichtbar ist mittlerweile die Kontroll-App auf dem Iphone. Das Ausrichten und Steuern der Kamera über das Telefon ist ein großer Vorteil.

Sehr angenehm war das Drehen an sich. Selbst im Rotlichtviertel gab es nur freundliche Nachfragen und Bitten. Und die Amsterdamer selbst, bei denen ich zu Hause gedreht habe, waren an Freundlichkeit nicht zu überbieten. Allerdings konnte ich auch auf das umfangreiche Netzwerk des Amsterdamer Tourismusbüros bauen. Dieser Kontakt machte die Planung ziemlich einfach.

Das einzige Hilfsmittel, das ich schmerzlich vermisst habe, war meine kleine Sackkkarre. Für Amsterdam ist sie ein echtes Muss. Beim nächsten Mal werde ich dann auch ein Bäckerrad ausprobieren. Für den Transport von Kamerarucksack und Stativ sollte es bestens taugen.

bakfiets

Das fertige Video in HD:

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Der Kampf gegen die Variablen

Gibraltar-La Linea

Gibraltar-La Linea

Mein Plan war eigentlich ganz gut: Drei Geschichten in fünf Tagen drehen, inkl. An- und Abreise nach Gibraltar. Leider hatte ich dann aber die Komponente Wetter nicht uf dem Schirm. Statt Montagmorgen um 8.40 über Zürich nach Malaga zu fliegen, bekam ich wegen Eis- und Schnee einen Ersatz zum gestrichenen Flug. Nachmittags sollte ich über Lissabon nach Malaga kommen. Doch auch der Flug verspätete sich und war somit keine Option mehr. Ich entschied mich für einen Direktflug nach Madrid, um von dort mit dem Hochgeschwindigkeitszug AVE nach Malaga zu kommen.

Hätte alles funktionieren können. Wenn da nicht das Gepäck gewesen wäre. Ich hatte die Damen am Lufthansa-Schalter extra darauf angesprochen. Sie versicherten mir aber, dass das Gepäck nicht nach Lissabon, sondern nach Madrid umgeleitet werde. Nachdem ich dann abends gegen 20 Uhr in Madrid war, kam mein Koffer tatsächlich zügig über das Band. Jetzt klappt doch noch alles, dachte ich.

Doch leider wartete ich vergeblich auf mein Stativ. „Bremen“, sagte der Mann am Lost&Found. „Bremen?“, fragte ich erstaunt. Morgen sei das Stativ dann hier. Aber ich brauchte es doch in Malaga. Nein, es käme aber nach Madrid. Ok, der Tag war gelaufen, ich übernachtete bei einem Freund.

Bahn statt Flieger, Madrid statt Malaga

Bahn statt Flieger, Madrid statt Malaga

Am nächsten morgen sagte ich zuerst mein erstes Interview ab, da ich ja noch ohne Stativ in Madrid war. Dafür sagte mir der Mann bei Lufthansa, mein Stativ käme am Mittag nach Malaga. „Malaga? – Wirklich?“. Er bestätigte das. Also fuhr ich mit dem Zug gen Süden, dem Stativ entgegen. Doch als ich am Flughafen ankam, war da kein Stativ. Also musste ein Ersatz her: Firmen, die Material vermieten, gibt es in Malaga offenbar nicht. Die Recherche per Netz brachte mich zu einem kleinen Dienstleister im Hinterland, gut 30km von Malaga entfernt. Dort bekam ich nachmittags das Ersatzstativ und konnte endlich weiter Richtung Gibraltar fahren.

Ich hatte eineinhalb Tage verloren, einer davon war ein kompletter Drehtag. Schnell zog ich die Reißleine und verabschiedete mich von einer Geschichte. Die andere war stressig genug, da der Grenzgang zwischen Gibraltar und La Línea de la Concepción zeitraubend genug war. Einige Interviewtermine bekam ich erst am selben Tag bestätigt. Und dann war da noch das Wetter: Nicht nur in Frankfurt, auch in Gibraltar mir setzten Sturm und Regen zu. Ach ja, am Mittwochabend hatte ich dann auch mein eigenes Stativ wieder.

Die Erfahrung aus diesem Einsatz: Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Auch wenn es unangenehm ist: Besser etwas streichen oder auf einen späteren Zeitpunkt verschieben als dem Stress zu erliegen. Sonst leidet die Qualität aller Stücke massiv drunter.

Das Ergbnis auf Englisch in SD, die HD-Variante kommt noch:

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Die Auszeit ist vorbei

Warum scheiterte Final Cut X am für mich so entscheidend wichtigen Export? Ich hatte eine Vermutung, konnte sie bis vor ein paar Tagen aber nicht kontrollieren. Mit meinem neuen MacBook Pro wählte ich nun die individuelle Installation der mir wichtigen Programme, nicht die automatische Übertragung. Somit installierte ich nun nur Final Cut X und nicht mehr Final Cut Pro 7 parallel. Und siehe da: Es funktioniert jetzt alles.

Screenshot

Mit der Aktualisierung 10.0.6 wurde die Audiobearbeitung erweitert. Zusammen mit der Funktion „Videorollen“ (roles, engl) habe ich nun die Möglichkeit, einfach Spuren so zu belegen, dass ich im Export zwei unterschiedlich gemischte Kanäle ausspielen kann. Final Cut X funktioniert in vielen Bereichen anders als der Vorgänger. Deshalb habe ich mir ein Abo bei Larry Jordan zugelegt und arbeite mich nun in die Funktionen und Tiefen vor. Sobald die Shortcuts sitzen, wird es noch schneller gehen, doch ich glaube, dass ich schon jetzt an dem Punkt angekommen bin, wo ich Final Cut 7 eine Auszeit gönnen werde.

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Auszeit für Final Cut X

Vorweg gesagt: Das Konzept hinter Final Cut Pro X ist interessant. Weil ich aber mit FCP 7 rundum zufrieden war (und bin), sah ich bis vor kurzem keine Notwendigkeit, X zu installieren. Als ich dann jedoch die Perspektive hatte, Final Cut Pro X in der Schulung einzusetzen, entschied ich mich zum Kauf des Programms. Das ist nun einen Monat her. Ich fand mich mit dem Programm sehr schnell zurecht, die Basisfunktionen sitzen schnell. Und weil das Programm eben sehr intuitiv ist, ist es in der Schulung ebenfalls besser als FCP 7. Die Lernkurve ist steil. Nach einem ersten Stück für einen meinen Auftraggeber entschied ich mich, Final Cut Pro X auf einer Reporterreise einzusetzen. Und auf dieser Reise kam das Ende für das Programm.

Ich hatte mit X Archivmaterial von DV-Tapes importiert – völlig problemlos. Dann hatte ich aus diesem Material einen einzigen Clip gemacht, um das Material kompakt mitnehmen zu können. Doch der exportierte Clip funktionierte nicht mehr im Import. In Final Cut 7 wurde die Datei problemlos erkannt. Ich musste also das Format ändern, dann ging es auch in X.

Die weitaus größte Überraschung kam jedoch, als ich das geschnittene Stück als eigenständigen Clip exportieren (bereitstellen) wollte. Final Cut stürzte bei jedem (!) Versuch ab. Ich kann es nur darauf zurückführen, dass die in der Timeline vorhandenen Clips unterschiedlichen Formats (DV und XDCAM EX) für das Programm unverdaulich sind.

Ich habe am Ende das Stück in Final Cut 7 geschnitten, es knapp fertiggestellt bekommen und mich über FCP X geärgert. Die gute Nachricht: Apple war so frei, mir das Geld für das Programm zurückzuerstatten.

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