Grenzenlos mit der Lumix GH3: Argentinien/Uruguay

Die letzten Male war ich in Südamerika immer mit der Sony PMW EX3 unterwegs gewesen. Das ist eine wunderbare Kamera, nur leider für bestimmte Projekte zu groß. Gerade wegen der restriktiveren Maßnahmen der argentinischen Regierung bei der Einfuhr von Gütern wollte ich es nicht riskieren, am Zoll einen höheren Geldbetrag hinterlegen zu müssen. Da ich nun mit der GH3 unterwegs war, kam am Zoll nur die kurze Frage, ob ich privat oder beruflich ins Land wolle. Als ich wahrheitsgemäß sagte, dass es privat sei, ließ man mich ohne Zögern passieren – der Vorteil eines überschaubaren Rucksacks und eines relativ kompakten Sachtler Ace Stativs.

Eine ähnliche Erfahrung machte ich dann auch bei der Einreise nach Uruguay. Dort interessierten sich die Zöllner überhaupt nicht für den Rucksack, sondern für das Stativ. Als ich dem Zöllner nicht ganz wahrheitsgemäß sagte, ich sei touristisch unterwegs, konnte ich problemlos passieren. Es ist also nicht nur gut für den Rücken und wegen der neuen Gepäckregeln der Airlines, auf leichtes Material zu setzen, sondern auch für Grenzübertritte.

Die Lumix ist größeren Kameras im Vorteil, wenn es darum geht, als Tourist zu erscheinen. Wie hier vor einer Kaserne.

Die Lumix ist größeren Kameras im Vorteil, wenn es darum geht, als Tourist zu erscheinen. Wie hier vor einer Kaserne.

Die Dreharbeiten in Montevideo gestalteten sich ziemlich entspannt. Ich hatte für vier Minuten Beitrag eineinhalb Tage mit meiner Producerin Silvina eingeplant. Wir konnten damit sogar eine plötzliche Planänderung abfedern. Bei der Geschichte zur Legalisierung des Cannabis-Anbaus und Verkaufs ging es darum, Interviews zu drehen, Stadtbilder zu machen und mit einem Cannabis-Anbauer zu drehen. Die GH3 war dafür auch deshalb eine perfekte Kamera, weil ich etwa vor einer Kaserne drehen wollte. Ich fragte die Soldaten, ob ich Fotos machen dürfte. Das „Ok“ kam schnell. Wie lange dieser Vorteil gegenüber größeren Kameras erhalten bleibt, weiß ich nicht – jetzt ist er aber auf jeden Fall praktisch. Gleichzeitig möchte ich alle Bedenkenträger beruhigen. Wegen der kompakten Maße gab zu keinem Zeitpunkt Zweifel seitens der Interviewpartner an der Glaubwürdigkeit meiner Rolle als Journalist. Solche Bedenken tauchen nach meinen Erfahrungen eher noch in Deutschland auf, wo Politiker es gewohnt sind, dass TV-Stationen noch zu zweit oder dritt aufschlagen.

Da ich auch Aufsager (d.h. ich vor der Kamera) produzieren wollte, kam mir eine sehr geniale Funktion der Kamera zur Hilfe. Da sie mit WiFi ausgestattet ist und somit eine Vorschau samt Schärfeeinstellung per Iphone möglich ist, wurde Einstellung besagter Aufsager deutlich vereinfacht. Ich hatte es erst ohne diese Funktion versucht, scheiterte jedoch. Lediglich werde ich künftig häufiger das Ipad für diese Einstellung nutzen, da es schlicht einen größeren Bildschirm bietet.

Aufsager per Smartphone scharf gestellt.

Aufsager per Smartphone scharf gestellt.

Und noch etwas zum Thema Bildschirm: Ich habe zwar den SmallHD-Monitor immer dabei. Doch aus Zeitgründen verzichtete ich bei meinem letzten Interview beim Cannabis-Anbauer darauf. Die Bequemlichkeit musste ich mit einem unscharfen Interviewbild bezahlen, sehr ärgerlich. Ich persönlich werde künftig gerade bei Interviews immer den SmallHD anschließen. Nur damit kann ich die Schärfe ausreichend beurteilen.

Ärgerlich: Weil ich mir in der Eile den externen Monitor sparte, kam dieses unscharfe Ergebnis beim Interview heraus

Ärgerlich: Weil ich mir in der Eile den externen Monitor sparte, kam dieses unscharfe Ergebnis beim Interview heraus

 

 

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Wahlen 2014: Mit der Lumix unterwegs

Eine ideale Position für die Live-Schalten per Satellit. Doch die Wahlergebnisse kamen erst später

Eine ideale Position für die Live-Schalten per Satellit. Doch die Wahlergebnisse kamen erst später

Zu den Europawahlen ist auf den politischen Seiten genug gesagt. Ich beschränke mich hier auf die Berichterstattung am Wahlabend. Für die DW war ich in Madrid und konnte bequem um 20 und 21 Uhr per Satellit schalten. Allerdings rückten die Spanier erst um 23 Uhr mit den Ergebnissen raus und sparten sich diesmal auch Hochrechnungen. Deshalb nahm ich die Lumix GH3 zur Hand und machte damit kurz nach 23 Uhr Aufsager, die ich direkt von der Plaza Colón in Madrid per Handy-Upload nach Berlin kopierte.

Der Arbeitsplatz in der Wahlnacht

Der Arbeitsplatz in der Wahlnacht

Zum Einsatz kamen neben der Kamera im Honu Cage der SmallHD-Monitor, die Funkstrecke und das Ledzilla-Kopflicht. Um 23.55 war das letzte Datenpaket der drei Sprachversionen überspielt. Ein Screenshot aus dem Ergebnis:

 

Der Hintergrund ist nicht so schön, dafür gab es aber trotzdem ein Update aus Madrid zum Ausgang der Europawahlen

Der Hintergrund ist nicht so schön, dafür gab es aber trotzdem ein Update aus Madrid zum Ausgang der Europawahlen

 

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LCVF statt Zacuto Z-Finder

Kein Platz mehr für die Gorilla Plate von Zacuto, wenn die Kamera im Honu Cage steckt.

Erfreulicherweise ist günstiger hin und wieder besser. Natürlich habe ich beim Kauf meiner Grundausstattung auch auf die Erfahrung anderer gesetzt. Deshalb kaufte ich mir den Zacuto-Z-Finder für die GH3. So richtig glücklich war ich mit dem Teil nie, da es die Kamera arg unflexibel macht. Durch die Gorillaplate mit angeschraubter Viewfinder-Halterung ist das Display der Kamera nicht mehr schwenkbar. Dafür muss man erst die Platte entfernen. Wer viel Zeit beim Drehen hat, steckt das Problem weg, ich habe aber selten Zeit. Mit dem Erwerb des Honu-Cages kam noch ein Problem hinzu. Ich bekam den Viewfinder nicht mehr an die Kamera, da die Gorillaplate nicht in den Käfig passt. Ich hatte mir zwar noch einen Kleberahmen bei BPM bestellt, doch der ist seinen geringen Preis nicht wert. Der Rahmen hielt nicht, ist außerdem klobig und nicht wirklich passend.

Schlicht, einfach, funktionell - der LCDVF

Schlicht, einfach, funktionell – der LCDVF

Ich besann mich auf Bewährtes. Schon einmal hatte ich einen Viewfinder aus dem Baltikum – und war sehr happy. Also gab ich nochmals Geld aus und kaufte den LCDVF 3/2. Gehalten wird das Teil über einen magnetischen Rahmen, der auch auf den Monitor geklebt wird. Im Gegensatz zum Zacuto-Kleberahmen hält der LCDVF aber perfekt. Und so kann ich nun mit Honu Cage arbeiten und habe trotzdem einen ordentlichen Viewfinder.

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Honu Cage: Viele Gewinde für die GH3

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Nicht gerade kinderleicht, doch immerhin besser als vorher: Die Anordnung des Zubehörs an der GH3 dank des Honu Cages, der bei der Bestellung direkt aus China kam.

Was ein bisschen Zeit zum Überlegen nicht alles bewirkt. Zum Beispiel die Gelegenheit, mit Roman über interessantes Zubehör für die GH3 zu sprechen. So bestellten wir ohne großes Zögern diesen Käfig, der gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt. Er schafft fast unzählige Möglichkeiten, Zubehör an die Kamera anzudocken. In meinem Fall sind das an den beiden Blitzschuhplätzen der Empfänger für die Funkstrecke und das externe Mikrofon. Das Licht habe ich auf einen zusätzlichen Blitzschuh gesteckt. Und rechts erkennt man den kurzen Flexarm, an dem dann der SmallHD DP4 Monitor bei Bedarf angebracht wird. Und der Käfig ist so ergonomisch, dass man damit die Kamera gut halten und damit auch führen kann.

Bestellen kann man man den Käfig online beim Hersteller. Umgerechnet und mit Einfuhrzoll kostet der Käfig etwa 160 Euro.  Erfahrungen gibt es in den nächsten Wochen hier oder auf r73.net

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Das erste Mal: Bordeaux-Weine mit der GH3

In einem Weinlager in Bordeaux. Kein zusätzliches Licht aber mit dem Nokton 25mm

In einem Weinlager in Bordeaux. Kein zusätzliches Licht aber mit dem Nokton 25mm

Es war wieder dieses Kribbeln im Bauch, diese leichte bis mittlere Nervosität. So wie früher, damals, als ich anfing, als ich meine ersten Drehs in Spanien machte, oder als ich das erste Mal mit ganz viel Equipment nach Israel oder Japan startete. Doch diesmal entwickelte sich die Nervosität nicht wegen der Menge, sondern angesichts des wenigen Equipments. Ok, der Fotorucksack war voll, so voll, dass der Mann beim Security Check am Flughafen Schipol kurz große Augen bekam. Dennoch: Mit weniger oder besser gesagt mit kleineren und damit leichteren Komponenten das Gleiche oder mehr machen, eine neue Kamera, nicht der Komfort wie an der viermal so großen EX3– das sorgte für den Kick.

Ehrlich gesagt möchte ich dieses Kribbeln jetzt nicht jedes Mal wieder erleben, doch es ist wohl notwendig, so lange bis die Routine wieder Einzug hält. Diese Anspannung hat ihre guten Seiten: Ich habe mir im Vorfeld mehr Gedanken über den Aufbau der Geschichte gemacht, über den ungefähren Drehplan. Vieles, was sich mit der EX3 einfach so ergab, versuchte ich diesmal zu planen.

Das Plus Bequemlichkeit

Der erste Pluspunkt war der Weg zum Flughafen. Das leichtere Sachtler-Stativ, ein kleiner Koffer, dazu ein Rucksack, der halb so groß ist wie die Hülle für die EX3 – es war fast schon bequem und entspannt, zum Flieger zu gehen.

Doch dann ging es am nächsten Tag um das Wesentliche: Drehen und Interviewen. Der DP4-Monitor ist bestellt, doch für dieses Mal war der größere Marshall mit im Gepäck. Dazu eine kompakte LED-Flächenleuchte und das Dedolight mit zustätzlichem Stativ, um die Interviews etwas pimpen zu können.

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Auf einmal im Programm-Modus und der machte das Bild zu dunkel.

Am Morgen drehte ich vor meinem Interview zum Warmwerden bei 2 Grad Celsius ein paar Bilder von der Gironde und Bordeaux, die ich aber nicht brauchen sollte. Für das erste Interview nutzte ich dann das Nokton 25mm und die Led-Flächenleuchte. Das Dedolight erhellte die Weinflaschen im Hintergrund. Die Kontrolle des Bildes lief über den Marshall-Monitor. Problemlos. Lediglich beim Drehen der Schnittbilder griff ich ein paar Male daneben. Statt zu filmen machte ich Fotos – merkte es aber noch rechtzeitig. Und irgendwann kam ich an einen Knopf, der vom manuellen in den Programm-Modus wechselte und das Bild damit grundsätzlich zu dunkel machte. Auch diese Ursache entdeckte ich rechtzeitig, sie sorgte aber für schnelleren Puls.

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Eine wahre Freude. Mit dem Nokton und etwas zusätzlichem Licht war das Ergebnis eine Freude

Ansonsten musste ich feststellen, dass die Schärfekontrolle und die Belichtung über den Kameramonitor so gut funktionierte, dass ich den Zacuto Z-Finder nicht ein einziges Mal einsetzen sollte. Bei der Belichtung habe ich mich tatsächlich von meinem Gefühl leiten lassen und lag damit auch weitgehend richtig. Und auch das kleine Rig blieb im Koffer. Wenn die Kamera nicht auf dem Stativ befestigt war, lag sie für Drehs aus der Hand verdammt gut in der selbigen.

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Da lag der Fokus daneben. Mit dem externen Kontrollmonitor wäre mir der Fauxpas erspart geblieben.

Ein einziges Mal griff ich ziemlich daneben: Beim Interview mit der Winzerin. Aus Gründen der Bequemlichkeit dachte ich, auf den Marshall verzichten zu können. Doch das wurde gleich mit einem leicht unscharfen Bild bestraft. Umso mehr freue ich mich nun auf den kompakteren DP4. Schon in den Händen habe ich den Fhugen-Rahmen, der die Befestigung von Zubehör und das Führen der Kamera noch bequemer werden lässt.

Fazit: Der erste komplette Dreh mit der GH3 war ein wichtiger Schritt hin zu einer kompakteren Ausrüstung. Die Nervosität wird erst weichen, wenn die Bedienung der Kamera zur Routine wird. Doch die Ergebnisse treiben mich zum Weitermachen. Denn die Farbechtheit der Objektive und Kamera, gepaart mit der bei Bedarf abrufbaren geringen Tiefenschärfe, sind eine wahre Freude. Das Video in HD und an einigen Stellen stabilisiert:

 

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Als Videojournalist mit der NATO unterwegs

Ich erinnere mich noch gut an die Manöver der Briten im Sauerland. In den 80er und 90er Jahren waren die militärischen Übungen etwas Regelmäßiges. Nicht nur bei uns vor der Tür wurden sie dann immer seltener, selbst auf NATO-Ebene sind Großübungen rar geworden. Wozu auch noch Krieg spielen, wenn die Realität in Afghanistan oder Lybien Training genug bietet. Weil die ISAF-Mission in Afghanistan im kommenden Jahr aber weitgehend auslaufen wird, will die NATO nun wieder mehr üben. Nach sieben Jahren zog sie jetzt in ein größeres Manöver. Für die DW war ich bei Steadfast Jazz 2013 in Riga und Swidwin als Videojournalist dabei; und kam schnell an meine Grenzen.

Der Bericht war nur möglich, weil ich auf Videomaterial der NATO zurückgreifen konnte. Während ich im mobilen Hauptquartier in der Nähe von Riga noch selbst gut filmen konnte, änderte sich die Lage in Polen. Auf einem Truppenübungsplatz spielten die Truppen eine Schlacht mit teils scharfer Munition nach. Und weil der Sicherheitsabstand zu groß war, kam mein Zoom der EX3 an seine Grenzen. Aber ich konzentrierte mich dann mehr auf Interviews und konnte so dann dem Beitrag doch noch eine eigene Note geben. Um den Rechts-Links-Wechsel bei den Interviews vor allem von der rechten Seite der Kamera gut zu kontrollieren, hatte ich bislang immer meinen Marshall-Monitor ans Stativ geschraubt. Diesmal habe ich ihn erstmals mit einem längeren BNC-Kabel angeschlossen und in der Hand gehalten. Fazit: Besser als am Stativ!

In der Postproduktion zeichnete sich allerdings noch ein anderes Problem ab: Die unterschiedlichen Formate des NATO-Materials. Die Clips wurden von verschiedenen Dienstleistern auf einem FTP-Server eingestellt, leider auch in verschiedenen Formaten. .mov, .wmv, .avi, mpeg2 – ein buntes Potpourri – und nicht alle Formate werden von Final Cut X gelesen. Also begann die Suche nach Konvertern. Nebem dem bewährten MPEGStreamclip verwendete ich auch noch Avidemux 2.6. Damit klappte zwar die Umwandlung fast komplett (außer bei der .wmv), doch kostete es unnötig Zeit. Sollte ich einmal in die Situation geraten, Footage aus mehreren Quellen koordinieren zu müssen, gäbe es klare Ansagen zum Format.

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