Der Kampf gegen die Variablen

Gibraltar-La Linea

Gibraltar-La Linea

Mein Plan war eigentlich ganz gut: Drei Geschichten in fünf Tagen drehen, inkl. An- und Abreise nach Gibraltar. Leider hatte ich dann aber die Komponente Wetter nicht uf dem Schirm. Statt Montagmorgen um 8.40 über Zürich nach Malaga zu fliegen, bekam ich wegen Eis- und Schnee einen Ersatz zum gestrichenen Flug. Nachmittags sollte ich über Lissabon nach Malaga kommen. Doch auch der Flug verspätete sich und war somit keine Option mehr. Ich entschied mich für einen Direktflug nach Madrid, um von dort mit dem Hochgeschwindigkeitszug AVE nach Malaga zu kommen.

Hätte alles funktionieren können. Wenn da nicht das Gepäck gewesen wäre. Ich hatte die Damen am Lufthansa-Schalter extra darauf angesprochen. Sie versicherten mir aber, dass das Gepäck nicht nach Lissabon, sondern nach Madrid umgeleitet werde. Nachdem ich dann abends gegen 20 Uhr in Madrid war, kam mein Koffer tatsächlich zügig über das Band. Jetzt klappt doch noch alles, dachte ich.

Doch leider wartete ich vergeblich auf mein Stativ. „Bremen“, sagte der Mann am Lost&Found. „Bremen?“, fragte ich erstaunt. Morgen sei das Stativ dann hier. Aber ich brauchte es doch in Malaga. Nein, es käme aber nach Madrid. Ok, der Tag war gelaufen, ich übernachtete bei einem Freund.

Bahn statt Flieger, Madrid statt Malaga

Bahn statt Flieger, Madrid statt Malaga

Am nächsten morgen sagte ich zuerst mein erstes Interview ab, da ich ja noch ohne Stativ in Madrid war. Dafür sagte mir der Mann bei Lufthansa, mein Stativ käme am Mittag nach Malaga. „Malaga? – Wirklich?“. Er bestätigte das. Also fuhr ich mit dem Zug gen Süden, dem Stativ entgegen. Doch als ich am Flughafen ankam, war da kein Stativ. Also musste ein Ersatz her: Firmen, die Material vermieten, gibt es in Malaga offenbar nicht. Die Recherche per Netz brachte mich zu einem kleinen Dienstleister im Hinterland, gut 30km von Malaga entfernt. Dort bekam ich nachmittags das Ersatzstativ und konnte endlich weiter Richtung Gibraltar fahren.

Ich hatte eineinhalb Tage verloren, einer davon war ein kompletter Drehtag. Schnell zog ich die Reißleine und verabschiedete mich von einer Geschichte. Die andere war stressig genug, da der Grenzgang zwischen Gibraltar und La Línea de la Concepción zeitraubend genug war. Einige Interviewtermine bekam ich erst am selben Tag bestätigt. Und dann war da noch das Wetter: Nicht nur in Frankfurt, auch in Gibraltar mir setzten Sturm und Regen zu. Ach ja, am Mittwochabend hatte ich dann auch mein eigenes Stativ wieder.

Die Erfahrung aus diesem Einsatz: Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Auch wenn es unangenehm ist: Besser etwas streichen oder auf einen späteren Zeitpunkt verschieben als dem Stress zu erliegen. Sonst leidet die Qualität aller Stücke massiv drunter.

Das Ergbnis auf Englisch in SD, die HD-Variante kommt noch:

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Die Auszeit ist vorbei

Warum scheiterte Final Cut X am für mich so entscheidend wichtigen Export? Ich hatte eine Vermutung, konnte sie bis vor ein paar Tagen aber nicht kontrollieren. Mit meinem neuen MacBook Pro wählte ich nun die individuelle Installation der mir wichtigen Programme, nicht die automatische Übertragung. Somit installierte ich nun nur Final Cut X und nicht mehr Final Cut Pro 7 parallel. Und siehe da: Es funktioniert jetzt alles.

Screenshot

Mit der Aktualisierung 10.0.6 wurde die Audiobearbeitung erweitert. Zusammen mit der Funktion „Videorollen“ (roles, engl) habe ich nun die Möglichkeit, einfach Spuren so zu belegen, dass ich im Export zwei unterschiedlich gemischte Kanäle ausspielen kann. Final Cut X funktioniert in vielen Bereichen anders als der Vorgänger. Deshalb habe ich mir ein Abo bei Larry Jordan zugelegt und arbeite mich nun in die Funktionen und Tiefen vor. Sobald die Shortcuts sitzen, wird es noch schneller gehen, doch ich glaube, dass ich schon jetzt an dem Punkt angekommen bin, wo ich Final Cut 7 eine Auszeit gönnen werde.

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Auszeit für Final Cut X

Vorweg gesagt: Das Konzept hinter Final Cut Pro X ist interessant. Weil ich aber mit FCP 7 rundum zufrieden war (und bin), sah ich bis vor kurzem keine Notwendigkeit, X zu installieren. Als ich dann jedoch die Perspektive hatte, Final Cut Pro X in der Schulung einzusetzen, entschied ich mich zum Kauf des Programms. Das ist nun einen Monat her. Ich fand mich mit dem Programm sehr schnell zurecht, die Basisfunktionen sitzen schnell. Und weil das Programm eben sehr intuitiv ist, ist es in der Schulung ebenfalls besser als FCP 7. Die Lernkurve ist steil. Nach einem ersten Stück für einen meinen Auftraggeber entschied ich mich, Final Cut Pro X auf einer Reporterreise einzusetzen. Und auf dieser Reise kam das Ende für das Programm.

Ich hatte mit X Archivmaterial von DV-Tapes importiert – völlig problemlos. Dann hatte ich aus diesem Material einen einzigen Clip gemacht, um das Material kompakt mitnehmen zu können. Doch der exportierte Clip funktionierte nicht mehr im Import. In Final Cut 7 wurde die Datei problemlos erkannt. Ich musste also das Format ändern, dann ging es auch in X.

Die weitaus größte Überraschung kam jedoch, als ich das geschnittene Stück als eigenständigen Clip exportieren (bereitstellen) wollte. Final Cut stürzte bei jedem (!) Versuch ab. Ich kann es nur darauf zurückführen, dass die in der Timeline vorhandenen Clips unterschiedlichen Formats (DV und XDCAM EX) für das Programm unverdaulich sind.

Ich habe am Ende das Stück in Final Cut 7 geschnitten, es knapp fertiggestellt bekommen und mich über FCP X geärgert. Die gute Nachricht: Apple war so frei, mir das Geld für das Programm zurückzuerstatten.

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Die A-Frage

Wie schön einfach war es damals: Tape voll, beschriftet, in die Archivschublade gesteckt und fertig. Man musste dann Monate später zwar wie verrückt nach dem bestimmten Bild suchen und spulen, doch die Archivierung als solche war einfach. Als ich im September 2008 auf die bandlose EX3 umstieg, kam irgendwann auch die Frage der Archivierung ganz oben auf die Liste. Natürlich lag die Festplattenlösung nahe. Doch wie sicher wäre die? In Foren las ich von Kopien auf Bluray oder gar dem Überspielen auf Tapes (übrigens auch bei den großen Sendern noch eine Art der Sicherung).

Ich stieß irgendwann auf den Drobo.

Diese Blackbox hat vier Steckplätze für SATA-Festplatten, mindestens zwei muss man direkt beim Start eingefügt haben, damit das System funktioniert. Drobo hat ein eigenes Sicherungssystem, dass wie ein RAID funktioniert, aber doch anders ist. Die Besonderheit: Sind die zwei Platten voll, ergänzt man eine weitere.

Im Dezember 2010, also nach über zwei Jahren aktiven Drehens, kam die vierte Platte hinzu. Zwischenzeitlich hatte ich überlegt, mein großzügiges Archiv etwas aufzuräumen, doch die Bestellung der neuen Platte war bequemer. Vor ein paar Tagen meldete der Drobo erstmals eine Störung. Eine der ersten 1 TB-Seagates machte Ärger. Nach den Angaben auf der Innenseite des Drobo-Magnetdeckels musste die Platte ausgetauscht werden. Ich kaufte eine 2TB-Seagate und tauschte die defekte aus, also rausgezogen und reingeschoben. Nach der Formatierung begann Drobo von allein, die Daten umzuschichten. Bei mir dauerte es mehr als einen Tag (!). Doch in dieser Zeit konnte ich schon wieder auf die Inhalte zugreifen und stellte fest, dass in der Tat nichts verloren war.

Drobo ist für den Kleinproduzenten eine sichere Lösung zur Archivierung. Das habe ich nun bestätigt bekommen. Ich schneide auch direkt mit Material auf dem Drobo. HD-Material über FW800, das ist nicht die schnellste Art, doch es geht. Kosten: Um die 350 Euro + Platten. Nicht billig aber sicher.

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14 Tage nach Chile

Es geht wieder einmal nach Chile, im Gepäck eine Reihe von Aufträgen, die diese Produktion überhaupt erst möglich machen. Schließlich sind die Fixkosten durch den Flug und nötige Inlandsflüge sowie die Producerin zu hoch für eine einzige Geschichte.

Am Ende dreht sich alles um drei zentrale Themen: 1. Die Bilanz ein Jahr nach dem schweren Erdbeben, 2. Der Kupferbergbau im Norden und 3. ein Besuch bei zwei der geretteten Bergleute. Die Reportage zum Erdbeben muss schon am Ende der Woche gesendet werden, somit wartet nicht nur eine lange Reise, sondern auch eine anspruchsvolle Aufgabe auf mich. Ich will versuchen, im Abstand von zwei oder drei Tagen meine Erfahrungen und Fotos hier einzustellen. Ich freue mich auf Fragen und Anregungen. Im Gepäck sind die Sony EX3 und die GoPro HD.

Samstag, 26.02.11

Zeit für eine Zwischenbilanz. Die fast achtminütige Reportage für die Deutsche Welle ist auf dem Weg nach Berlin. Ein Literatur-Café in Santiago ist mein „Uplink“. Eine Stunde Upload sind ok, das Macbook ist im Stromsparmodus – somit sollte ich auch ohne Netzteil auskommen….

Ein Jahr nach dem Tsunami und Erdbeben – ich war zusammen mit der Producerin Valentina Gutierrez an der Küste in Constitución, im Landesinneren in Talca, Curepto und Chépica. Vor allem die Bereiche an der Küste, die neben dem Beben auch noch die Flutwelle überstehen mussten, sind auch heute noch arg gerupft. Dafür sind die Menschen umso gesprächsbereiter. Wir haben kaum mit „Offiziellen“ gesprochen, waren an den Schicksalen der Menschen interessiert. Und sie erzählten gerne und Erschütterndes. Die Unterkunft in Constitución war das einzig Schlechte – ich entdecke auch jetzt noch neue Insektenstiche, der Preis dafür, direkt am Fluss gewohnt zu haben.

Als schwierig stellten sich die Lichtverhältnisse heraus. Ich bin Sommersonne aus Spanien gewöhnt. Dennoch musste ich im Schnitt mehrmals die Korrektur benutzen. Es lag an den regelmäßigen Wechseln von Innen und Außen, dem Nichtbenutzen des Speichers und den unterschiedlichen Tageszeiten. Außerdem war der Kameramonitor irgendwie noch verstellt, so dass es teilweise eine echte Herausforderung war.

Wieder einmal hat sich das ordentliche Rode NTG-1 an der Kamera bewährt. Einige Interviews habe ich nur damit gemacht und das Resultat war absolut ok. Natürlich standen die Personen immer relativ nahe (ca. 1m) von der Kamera entfernt.

Um den Wechsel von der Küste ins Hinterland zu thematisieren, nutzte ich eine Fahrszene, gedreht mit der GoPro HD. Es ist schon etwas Feines, solch einen Winzling für besondere Einstellungen dabei zu haben. Mit dem bald erhältlichen Rückseitenmonitor wird es endlich einfacher, die Kamera gezielt auszurichten.

Das Wochenende habe ich nun frei, am Montag (28.02.) geht es in den Norden, nach Calama. Dort ist die größte Kupfermine der Welt, die Chuquicamata-Mine.

Die Herausforderung war hier zum einen der Staub (Schutzmasken, Brillen), zum anderen aber auch die Überlegung, wie man nun diese gigantische Mine übersichtlich darstellt. Ein Weitwinkeladapter wäre hilfreich gewesen. Ich half mir mit Schwenks aus. Ich bin vor allem aber gespannt, ob die Kamera den feinen Staub auf Dauer vertragen hat. Man kann sie kaum dagegen schützen. Beim Dreh selbst schlug sie sich jedoch tapfer.


Schwierig war für mich das Drehen mit der Schutzkleidung. Das Visier des Helms stieß regelmäßig gegen den Sucher (wackelnde Bilder), auch die Schutzmaske verhinderte eine Annäherung an die Kamera. Das war’s jedoch auch schon. Die meisten Probleme waren organisatorischer Art, da trotz langen Vorlaufs einige Verwalter ihres Bereichs quer schießen mussten. Stellt sich abschließend die Frage, ob eine solche Produktion selbstdrehtauglich ist? Ja, aber – lautet die Antwort. Sowohl die erste Erdbebengeschichte als auch die MInen waren technische Herausforderung. Dagegen ist der organisatorische Aufwand enorm, auch während des Drehs. Deshalb mein Rat an Selbstdreher bei größeren Projekten: Nehmt einen Producer zur Seite. Das spart viel Ärger und Ihr könnt Euch auf Bilder und Inhalte konzentrieren, ohne jeden Namen selbst mitschreiben zu müssen.

Da wären wir dann wieder bei dem, was ich gerne als VJ 2.0 bezeichne. Videojournalismus ist die Art, absolut flexibel zu arbeiten. Videojournalisten kennen ihre Grenzen und können sie dadurch weit verschieben. Videojournalismus heißt nach meiner Definition nicht, dass man immer allein unterwegs sein muss.

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Licht und Gewicht

Die LED 265 von Coollights. Solides Metallgehäuse und kompakte Größe zum kompakten Preis

Die LED 265 von Coollights. Solides Metallgehäuse und kompakte Größe zum kompakten Preis

Man kann auch ohne Licht auskommen, doch auf die Dauer braucht man doch den einen oder anderen Spot.  Nach über 12 Jahren als Videojournalist habe ich auch im Bereich Licht viel Lehrgeld oder besser gesagt Leergeld bezahlt. Doch die Leiden fürs Portemonnaie hatten ihr Gutes. Jetzt weiß ich zumindest, was taugt und was nicht.

Anfangs habe ich mir die Stromversorgung zur Sachtlerleuchte noch selbst gelötet und einen Bleiakku mit mir rumgeschleppt. Der einzige 220V-Scheinwerfer, den ich hatte, kam billig aber kompakt aus dem Fotobereich. Irgendwann kaufte ich mir auch ein Set aus drei 600-Watt-Schweinwerfern. Doch mehr als zwei Leuchten nahm ich nie mit – zu viel Gepäck.

Vor vier Jahren änderte sich das Bild. An meiner JVC HD 101 konnte ich ein Kopflicht von Bebob direkt an die Akkuplatte anschließen. Wenig Kabel, gutes Licht. Vor zwei Jahren wechselte ich auf die Sony PMW-EX3. Um auch dort ein Kopflicht verwenden zu können, brauchte ich für die Stromentnahme einen Adapter und eine neue Leuchte- alles von Bebob. Mein erstes LED-Licht war teuer und gut.

LEDs sind praktisch

LEDs sind mittlerweile gerade für uns Videojournalisten eine feine Lösung, vor allem, weil neue Hersteller auf den Markt kamen und preisliche Alternativen zu Arri, Bebob oder Sachtler boten. Ich bin irgendwann über das Forum dvinfo auf die Marke Coollights gestoßen. Richard Andrewski ist der Kopf dahinter. Er lässt in China fertigen und verschifft auf Wunsch auch direkt von dort oder aus den USA. Meine erste Leuchte war die LED-600, eine quadratische Lichtquelle mit zig LEDs, einem soliden Metallgehäuse, abschaltbaren Reihen und Dimmer. Das Beste jedoch: Die Möglichkeit, die Leuchte mit einer V-Mount- oder Anton-Bauer-Batterie zu betreiben. Es ist so unendlich praktisch, einen Aufsager auf der Straße gut ausleuchten zu können oder die Leuchte bei Aufnahmen hin und her zu tragen, ohne Gedanken an das Kabel und eine Steckdose. Der Scheinwerfer wiegt zwar etwa 1500 Gramm. Dennoch reiste er als einzige Lichtquelle neben dem Kopflicht oft mit.

Vor einem Jahr brachte Coollights dann die LED-256 raus. Weil ich nun auch mit einer mobilen Greenbox arbeite und mehr Licht brauchte, bestellte ich mir vor kurzem die erste. Ich wollte wissen, ob der kleinere Bruder eine Erweiterung oder sogar Alternative darstellen könnte.

Hauptlicht von vorne stark gedimmt und das Spitzlicht sind LED 265 (Standbild der EX3)

Das Hauptlicht von vorne (stark gedimmt) und das Spitzlicht sind jeweils LED 265 (Standbild der EX3)

Nach den ersten Tests weiß ich, dass die LED-265 sowohl eine Alternative als auch eine Erweiterung ist. Die Lichtausbeute der Leuchte ist überraschend groß. Und das 800 Gramm (inkl. Halterung) schwere Teil ist ebenfalls mit Akkus zu betreiben. Bei meinem Test hielten die günstigen No-Name-Batterien für die Sony L-Serie über eineinhalb Stunden.

Einzelne LED-Reihen sind abschaltbar, dazu ein Dimmer. Das macht die Leuchte sehr flexibel.

Einzelne LED-Reihen sind abschaltbar, dazu ein Dimmer. Statt Sony gibt es auch einen Panasonic-Schuh. Das macht die Leuchte sehr flexibel.

Das sollte für die meisten Produktionen reichen. Ich habe mir jetzt gleich noch eine zweite bestellt. Neben Filtern sind im Paket auch ein Netzteil und eine ordentliche Transporttasche. Das alles gibt es für umgerechnet rund 290 Euro.

....die verwendete NP-F970 (No-Name) hielt mit 6600mAh überraschend lange.

....die verwendete NP-F970 (No-Name) hielt mit 6600mAh überraschend lange. Die Lichtausbeute ist im stockfinsteren Raum für mich sehr gut. Foto mit ISO 400

In den kommenden Wochen werde ich die zwei kleinen LED-Leuchten mit auf Reisen nehmen. Danach gibt es ein Update zu den Erfahrungen im Alltag.

Markus Böhnisch

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