Das erste Mal: Bordeaux-Weine mit der GH3

In einem Weinlager in Bordeaux. Kein zusätzliches Licht aber mit dem Nokton 25mm

In einem Weinlager in Bordeaux. Kein zusätzliches Licht aber mit dem Nokton 25mm

Es war wieder dieses Kribbeln im Bauch, diese leichte bis mittlere Nervosität. So wie früher, damals, als ich anfing, als ich meine ersten Drehs in Spanien machte, oder als ich das erste Mal mit ganz viel Equipment nach Israel oder Japan startete. Doch diesmal entwickelte sich die Nervosität nicht wegen der Menge, sondern angesichts des wenigen Equipments. Ok, der Fotorucksack war voll, so voll, dass der Mann beim Security Check am Flughafen Schipol kurz große Augen bekam. Dennoch: Mit weniger oder besser gesagt mit kleineren und damit leichteren Komponenten das Gleiche oder mehr machen, eine neue Kamera, nicht der Komfort wie an der viermal so großen EX3– das sorgte für den Kick.

Ehrlich gesagt möchte ich dieses Kribbeln jetzt nicht jedes Mal wieder erleben, doch es ist wohl notwendig, so lange bis die Routine wieder Einzug hält. Diese Anspannung hat ihre guten Seiten: Ich habe mir im Vorfeld mehr Gedanken über den Aufbau der Geschichte gemacht, über den ungefähren Drehplan. Vieles, was sich mit der EX3 einfach so ergab, versuchte ich diesmal zu planen.

Das Plus Bequemlichkeit

Der erste Pluspunkt war der Weg zum Flughafen. Das leichtere Sachtler-Stativ, ein kleiner Koffer, dazu ein Rucksack, der halb so groß ist wie die Hülle für die EX3 – es war fast schon bequem und entspannt, zum Flieger zu gehen.

Doch dann ging es am nächsten Tag um das Wesentliche: Drehen und Interviewen. Der DP4-Monitor ist bestellt, doch für dieses Mal war der größere Marshall mit im Gepäck. Dazu eine kompakte LED-Flächenleuchte und das Dedolight mit zustätzlichem Stativ, um die Interviews etwas pimpen zu können.

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Auf einmal im Programm-Modus und der machte das Bild zu dunkel.

Am Morgen drehte ich vor meinem Interview zum Warmwerden bei 2 Grad Celsius ein paar Bilder von der Gironde und Bordeaux, die ich aber nicht brauchen sollte. Für das erste Interview nutzte ich dann das Nokton 25mm und die Led-Flächenleuchte. Das Dedolight erhellte die Weinflaschen im Hintergrund. Die Kontrolle des Bildes lief über den Marshall-Monitor. Problemlos. Lediglich beim Drehen der Schnittbilder griff ich ein paar Male daneben. Statt zu filmen machte ich Fotos – merkte es aber noch rechtzeitig. Und irgendwann kam ich an einen Knopf, der vom manuellen in den Programm-Modus wechselte und das Bild damit grundsätzlich zu dunkel machte. Auch diese Ursache entdeckte ich rechtzeitig, sie sorgte aber für schnelleren Puls.

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Eine wahre Freude. Mit dem Nokton und etwas zusätzlichem Licht war das Ergebnis eine Freude

Ansonsten musste ich feststellen, dass die Schärfekontrolle und die Belichtung über den Kameramonitor so gut funktionierte, dass ich den Zacuto Z-Finder nicht ein einziges Mal einsetzen sollte. Bei der Belichtung habe ich mich tatsächlich von meinem Gefühl leiten lassen und lag damit auch weitgehend richtig. Und auch das kleine Rig blieb im Koffer. Wenn die Kamera nicht auf dem Stativ befestigt war, lag sie für Drehs aus der Hand verdammt gut in der selbigen.

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Da lag der Fokus daneben. Mit dem externen Kontrollmonitor wäre mir der Fauxpas erspart geblieben.

Ein einziges Mal griff ich ziemlich daneben: Beim Interview mit der Winzerin. Aus Gründen der Bequemlichkeit dachte ich, auf den Marshall verzichten zu können. Doch das wurde gleich mit einem leicht unscharfen Bild bestraft. Umso mehr freue ich mich nun auf den kompakteren DP4. Schon in den Händen habe ich den Fhugen-Rahmen, der die Befestigung von Zubehör und das Führen der Kamera noch bequemer werden lässt.

Fazit: Der erste komplette Dreh mit der GH3 war ein wichtiger Schritt hin zu einer kompakteren Ausrüstung. Die Nervosität wird erst weichen, wenn die Bedienung der Kamera zur Routine wird. Doch die Ergebnisse treiben mich zum Weitermachen. Denn die Farbechtheit der Objektive und Kamera, gepaart mit der bei Bedarf abrufbaren geringen Tiefenschärfe, sind eine wahre Freude. Das Video in HD und an einigen Stellen stabilisiert:

 

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Keine Videoberichterstattung von Konzerten?

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In der vergangenen Woche gab ich Zeitungsvolontären bei der ABZV eine Kurzeinführung in den Videojournalismus. Bei der üblichen Fragerunde zum Einsatz von Video im Lokalen berichtete einer der Teilnehmer, dass sein Verlag von Videoberichten über Musikkonzerte grundsätzlich absieht – aus Sorge um anfallende GEMA-Gebühren und sonstige Rechtsfragen.

Ich muss zugeben, dass ich etwas irritiert war. Schließlich gibt es den §50 des Urheberrechtsgesetzes. Der erlaubt die Berichterstattung auch von Musikkonzerten. Um sicher zu gehen, fragte ich beim DJV nach und Justiziar Benno H. Pöppelmann stellte klar, dass der Bericht über ein Konzert ok ist, wenn es sich um ein aktuelles Ereignis handelt. Aber: „Die Aktualität ist so lange gegeben, wie der Verkehr die Berichterstattung als „Gegenwartsberichterstattung“ versteht und kann sich nur auf Ereignisse beziehen, bei denen es der Öffentlichkeit auf zeitnahe Berichterstattung ankommt.“

Weil das Internet jedoch nicht vergisst – und damit auch nicht die Videoberichte auf Zeitungs-Websites, und diese Videos auch Monate oder Jahre später noch auffindbar sein können, könnte der betroffene Verlag Probleme mit dem Urheberrecht bekommen. Deshalb handelt er richtig, wenn er von Videoberichten dieser Art absieht. Aus meiner Sicht ist das ein Grund, entweder das Urheberrechtsgesetz anzupassen oder entsprechende Verträge mit Künstlern oder deren Management abzuschließen, die Verlage vor möglichen Forderungen schützen. Schließlich geht es um den Verzicht auf Berichte, die auf der Website einer Zeitung durchaus einen Mehrwert für den Leser/Zuschauer darstellen.

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Go for GH3 – der Anfang

DLSR ist seit Jahren ein Thema. Doch ich muss zugeben, dass ich mich bislang nicht so recht begeistern konnte. Meine EOS 600D war eine ordentliche Kamera, doch war da das Problem mit dem Ton. Keine Möglichkeit, Interviews zu kontrollieren – wenn man weiß, was alles zum guten Ton gehört, dann ist das Abhören Pflicht. So habe ich die 600D in den vergangenen Jahren nie regelmäßig eingesetzt.

Doch dann kam die Panasonic Lumix GH3. Mein geschätzter Kollege Roman drückte sie mir tief in der Nacht in die Hand – zum Filmen mit einem Voigtländer Noktor 25mm/0.95. Es war eine laue Sommernacht, wir spielten zu ein paar Leuten Tischtennis und das einzige Licht waren ein paar Gartenlichter. Die Ergebnisse dieser Filmnacht überzeugten mich so sehr, dass ich einige Wochen später die EOS verkauft und die GH3 gekauft hatte.gh3

Nach zwei Wochen in meinen Händen, zusammen mit einem Voigtländer 25mm/0.95 und einem Lumix 14-140, habe ich mich nun an die erste kleine Geschichte gewagt. Die Arbeitsweise ist anders als bei der Sony PMW-EX3. Natürlich muss ich darauf achten, dass das externe Mikro angeschaltet ist, ich muss ohne Zebras bei der Belichtung auskommen. Die Schwachstellen gibt es, zweifelsohne. Doch die Kamera ist kompakt, sie liegt gut in der Hand. Mein Rucksack ist nur halb so groß wie bei der EX3. Und die Bildqualität ist umwerfend.

Deshalb glaube ich schon, dass ich in den kommenden Wochen und Monaten ein paar Erlebnisse hier veröffentliche.  Zur Technik der GH3 gebe ich gerne an www.r73.net weiter. Ich werde mich hier auf die Erfahrungen in der aktuellen Arbeit beschränken.

Zum Video: Im Europaparlament wurde eine Kamapagne vorgestellt, mit der auf das Thema häusliche Gewalt aufmerksam gemacht wird. Link  Meine Aufgabe war ein kurzer Bericht darüber für die DW. Ich half mir mit Bildern aus dem Archiv und drehte erstmals mit der GH3 Schnittbilder (Außenschuss des Parlaments, Gang der Abgeordneten, Totalen) und Interviews. Vieles passierte im Wettlauf gegen die Uhr, weil beide Interviewpartner keine Zeit hatten, was sich beim zweiten O-Ton auch in der Bildqualität widerspiegelt. Außerdem musste ich feststellen, dass ich für die Aktivierung des Audios neue Routinen lernen muss. Denn bei der EX ist das Audio beim Einschalten der Kamera vorhanden, bei der GH3 muss ich erst das externe Rode-Mikrofon anschließen und dann auch im Idealfall anschalten.

Der erste Dreh mit der GH3 war lehrreich. Natürlich wäre es mit der EX3 schneller gegangen. Doch das geringe Gewicht und die Bildqualität überwogen. Ich setze darauf, dass die Routine bald kommt.

 

 

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Filmen mit der DSLR

nrwManchmal kann man sich die Arbeit sparen, die Erfahrungen zusammenzutragen. Der Lernsender nrwision hat ein paar praktische Tipps zusammengestellt. hier Und wem das nicht reicht, der kann zu konkreten Erfahrungen, z.B. mit der Panasonic GH3 beim Kollegen Roman vorbeischauen. hier 

Und bald gibt es dann bestimmt auch von mir wieder Neues zu lesen.

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Urlaubsreif: Reportage aus dem Süden Portugals

Blick vom Aussichtspunkt auf die Stadt und den Strand

Temperaturen über 30 Grad, dazu hohe Luftfeuchtigkeit und ein erholungsbedürftiger Videojournalist – nach drei Tagen in Portugal war ich erst recht urlaubsreif. Allein der Abend der Anreise nach Lissabon war forgetable. Flugzeug verspätet und dann eine Autovermietung, die an Ineffizienz nicht zu überbieten ist. Obwohl ich schon um 22:20 in Portugal gelandet war, konnte ich wegen der absurden Langsamkeit des Autovermieters erst um 1 Uhr im Hotel in Almada einchecken. Immerhin blieben mir fünf Stunden Zeit zum Schlafen. Morgens um 7 holte ich meine Producerin ab und wir machten uns auf die Reise nach Albufeira.

Wir wollten darstellen, wie es zusammenpasst, dass die Region mit der höchsten Arbeitslosigkeit gleichzeitig Unternehmen hat, die die keine Arbeitskräfte findet. Die Interviewpartner waren gut, brachten Klarheit, doch wie es bei einer Reportage so ist, braucht man echte Protagonisten. Die hatten wir vorab nicht gefunden, so dass wir vor Ort improvisieren mussten. Eigentlich gehört diese Improvisation zum Beruf dazu. Doch ich merkte, dass meine Batterien leer waren und das Vorankommen in der Umsetzung der Geschichte entsprechend sehr mühseelig war. Die Reise hat mir mal wieder gezeigt, dass Videojournalismus wenig Fehler verzeiht; damit meine ich nicht nur die technische Seite, sondern auch die bildliche und inhaltliche.

Im Schnitt fehlten mir Schnittbilder und beim Texten brauchte ich die geballte Unterstützung des Redakteurs. Einen Tag vor Beginn meines Urlaubs war die Geschichte fertig und ich wusste definitiv, dass ich bereits seit Wochen urlaubsreif war.  Im Rückblick stelle ich zudem fest, dass meine Kommunikation mit der Producerin hätte klarer sein müssen. Sie hat offenbar wenig Erfahrung mit Reportagen, war als Vertretung eingesprungen, doch hatte ich ihre Kenntnis vorab nicht geklärt.

Die positive Seite: Ich habe wieder viel gelernt.

In der Mittagspause im Alentejo

In der Mittagspause im Alentejo

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Allein auf den Grachten

Der erste One-man-Dreh in Amsterdam. Eigentlich wollte ich noch die Praktikantin an meiner Seite haben, doch die musste kurzfristig nach Straßburg. Nach einem anstrengenden Wochenende und 500 Kilometern hinterm Lenkrad wusste ich wieder einmal, wie wichtig ausreichend Schlaf und Fitness sind. Denn das Problem in Amsterdam war nicht nur die Entfernung, es ist die Tatsache, dass man mit dem Auto nur ankommt, um es dann für 45 Euro am Tag zu parken. Alles andere geschieht im Idealfall mit dem Boot (Foto) oder eben zu Fuß.

mit Marc Paping und Gast

Bei der Grachtentour mit Marc „Pap“ Paping streikte erst einmal das Mikro. Mit fortschreitendem Dreh und anhaltenden Störgeräuschen verfestigte sich der Verdacht, dass eine der Antennen der ew100-Funkstrecke offenbar defekt ist. Also durfte ich nie mehr als zwei Meter von meinen Interviewpartnern entfernt stehen. Der Dreh auf dem Wasser war dennoch einzigartig. Die Grachten bieten Motive ohne Ende. Sehr erfolgreich habe ich bei dem Dreh die GoPro HD2 eingesetzt. Sowohl in Standardsituationen als auch dicht über der Wasseroberfläche und auf dem Fahrrad war die Gopro die ideale Ergänzung. Unverzichtbar ist mittlerweile die Kontroll-App auf dem Iphone. Das Ausrichten und Steuern der Kamera über das Telefon ist ein großer Vorteil.

Sehr angenehm war das Drehen an sich. Selbst im Rotlichtviertel gab es nur freundliche Nachfragen und Bitten. Und die Amsterdamer selbst, bei denen ich zu Hause gedreht habe, waren an Freundlichkeit nicht zu überbieten. Allerdings konnte ich auch auf das umfangreiche Netzwerk des Amsterdamer Tourismusbüros bauen. Dieser Kontakt machte die Planung ziemlich einfach.

Das einzige Hilfsmittel, das ich schmerzlich vermisst habe, war meine kleine Sackkkarre. Für Amsterdam ist sie ein echtes Muss. Beim nächsten Mal werde ich dann auch ein Bäckerrad ausprobieren. Für den Transport von Kamerarucksack und Stativ sollte es bestens taugen.

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Das fertige Video in HD:

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