14 Tage nach Chile

Es geht wieder einmal nach Chile, im Gepäck eine Reihe von Aufträgen, die diese Produktion überhaupt erst möglich machen. Schließlich sind die Fixkosten durch den Flug und nötige Inlandsflüge sowie die Producerin zu hoch für eine einzige Geschichte.

Am Ende dreht sich alles um drei zentrale Themen: 1. Die Bilanz ein Jahr nach dem schweren Erdbeben, 2. Der Kupferbergbau im Norden und 3. ein Besuch bei zwei der geretteten Bergleute. Die Reportage zum Erdbeben muss schon am Ende der Woche gesendet werden, somit wartet nicht nur eine lange Reise, sondern auch eine anspruchsvolle Aufgabe auf mich. Ich will versuchen, im Abstand von zwei oder drei Tagen meine Erfahrungen und Fotos hier einzustellen. Ich freue mich auf Fragen und Anregungen. Im Gepäck sind die Sony EX3 und die GoPro HD.

Samstag, 26.02.11

Zeit für eine Zwischenbilanz. Die fast achtminütige Reportage für die Deutsche Welle ist auf dem Weg nach Berlin. Ein Literatur-Café in Santiago ist mein „Uplink“. Eine Stunde Upload sind ok, das Macbook ist im Stromsparmodus – somit sollte ich auch ohne Netzteil auskommen….

Ein Jahr nach dem Tsunami und Erdbeben – ich war zusammen mit der Producerin Valentina Gutierrez an der Küste in Constitución, im Landesinneren in Talca, Curepto und Chépica. Vor allem die Bereiche an der Küste, die neben dem Beben auch noch die Flutwelle überstehen mussten, sind auch heute noch arg gerupft. Dafür sind die Menschen umso gesprächsbereiter. Wir haben kaum mit „Offiziellen“ gesprochen, waren an den Schicksalen der Menschen interessiert. Und sie erzählten gerne und Erschütterndes. Die Unterkunft in Constitución war das einzig Schlechte – ich entdecke auch jetzt noch neue Insektenstiche, der Preis dafür, direkt am Fluss gewohnt zu haben.

Als schwierig stellten sich die Lichtverhältnisse heraus. Ich bin Sommersonne aus Spanien gewöhnt. Dennoch musste ich im Schnitt mehrmals die Korrektur benutzen. Es lag an den regelmäßigen Wechseln von Innen und Außen, dem Nichtbenutzen des Speichers und den unterschiedlichen Tageszeiten. Außerdem war der Kameramonitor irgendwie noch verstellt, so dass es teilweise eine echte Herausforderung war.

Wieder einmal hat sich das ordentliche Rode NTG-1 an der Kamera bewährt. Einige Interviews habe ich nur damit gemacht und das Resultat war absolut ok. Natürlich standen die Personen immer relativ nahe (ca. 1m) von der Kamera entfernt.

Um den Wechsel von der Küste ins Hinterland zu thematisieren, nutzte ich eine Fahrszene, gedreht mit der GoPro HD. Es ist schon etwas Feines, solch einen Winzling für besondere Einstellungen dabei zu haben. Mit dem bald erhältlichen Rückseitenmonitor wird es endlich einfacher, die Kamera gezielt auszurichten.

Das Wochenende habe ich nun frei, am Montag (28.02.) geht es in den Norden, nach Calama. Dort ist die größte Kupfermine der Welt, die Chuquicamata-Mine.

Die Herausforderung war hier zum einen der Staub (Schutzmasken, Brillen), zum anderen aber auch die Überlegung, wie man nun diese gigantische Mine übersichtlich darstellt. Ein Weitwinkeladapter wäre hilfreich gewesen. Ich half mir mit Schwenks aus. Ich bin vor allem aber gespannt, ob die Kamera den feinen Staub auf Dauer vertragen hat. Man kann sie kaum dagegen schützen. Beim Dreh selbst schlug sie sich jedoch tapfer.


Schwierig war für mich das Drehen mit der Schutzkleidung. Das Visier des Helms stieß regelmäßig gegen den Sucher (wackelnde Bilder), auch die Schutzmaske verhinderte eine Annäherung an die Kamera. Das war’s jedoch auch schon. Die meisten Probleme waren organisatorischer Art, da trotz langen Vorlaufs einige Verwalter ihres Bereichs quer schießen mussten. Stellt sich abschließend die Frage, ob eine solche Produktion selbstdrehtauglich ist? Ja, aber – lautet die Antwort. Sowohl die erste Erdbebengeschichte als auch die MInen waren technische Herausforderung. Dagegen ist der organisatorische Aufwand enorm, auch während des Drehs. Deshalb mein Rat an Selbstdreher bei größeren Projekten: Nehmt einen Producer zur Seite. Das spart viel Ärger und Ihr könnt Euch auf Bilder und Inhalte konzentrieren, ohne jeden Namen selbst mitschreiben zu müssen.

Da wären wir dann wieder bei dem, was ich gerne als VJ 2.0 bezeichne. Videojournalismus ist die Art, absolut flexibel zu arbeiten. Videojournalisten kennen ihre Grenzen und können sie dadurch weit verschieben. Videojournalismus heißt nach meiner Definition nicht, dass man immer allein unterwegs sein muss.

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Licht und Gewicht

Die LED 265 von Coollights. Solides Metallgehäuse und kompakte Größe zum kompakten Preis

Die LED 265 von Coollights. Solides Metallgehäuse und kompakte Größe zum kompakten Preis

Man kann auch ohne Licht auskommen, doch auf die Dauer braucht man doch den einen oder anderen Spot.  Nach über 12 Jahren als Videojournalist habe ich auch im Bereich Licht viel Lehrgeld oder besser gesagt Leergeld bezahlt. Doch die Leiden fürs Portemonnaie hatten ihr Gutes. Jetzt weiß ich zumindest, was taugt und was nicht.

Anfangs habe ich mir die Stromversorgung zur Sachtlerleuchte noch selbst gelötet und einen Bleiakku mit mir rumgeschleppt. Der einzige 220V-Scheinwerfer, den ich hatte, kam billig aber kompakt aus dem Fotobereich. Irgendwann kaufte ich mir auch ein Set aus drei 600-Watt-Schweinwerfern. Doch mehr als zwei Leuchten nahm ich nie mit – zu viel Gepäck.

Vor vier Jahren änderte sich das Bild. An meiner JVC HD 101 konnte ich ein Kopflicht von Bebob direkt an die Akkuplatte anschließen. Wenig Kabel, gutes Licht. Vor zwei Jahren wechselte ich auf die Sony PMW-EX3. Um auch dort ein Kopflicht verwenden zu können, brauchte ich für die Stromentnahme einen Adapter und eine neue Leuchte- alles von Bebob. Mein erstes LED-Licht war teuer und gut.

LEDs sind praktisch

LEDs sind mittlerweile gerade für uns Videojournalisten eine feine Lösung, vor allem, weil neue Hersteller auf den Markt kamen und preisliche Alternativen zu Arri, Bebob oder Sachtler boten. Ich bin irgendwann über das Forum dvinfo auf die Marke Coollights gestoßen. Richard Andrewski ist der Kopf dahinter. Er lässt in China fertigen und verschifft auf Wunsch auch direkt von dort oder aus den USA. Meine erste Leuchte war die LED-600, eine quadratische Lichtquelle mit zig LEDs, einem soliden Metallgehäuse, abschaltbaren Reihen und Dimmer. Das Beste jedoch: Die Möglichkeit, die Leuchte mit einer V-Mount- oder Anton-Bauer-Batterie zu betreiben. Es ist so unendlich praktisch, einen Aufsager auf der Straße gut ausleuchten zu können oder die Leuchte bei Aufnahmen hin und her zu tragen, ohne Gedanken an das Kabel und eine Steckdose. Der Scheinwerfer wiegt zwar etwa 1500 Gramm. Dennoch reiste er als einzige Lichtquelle neben dem Kopflicht oft mit.

Vor einem Jahr brachte Coollights dann die LED-256 raus. Weil ich nun auch mit einer mobilen Greenbox arbeite und mehr Licht brauchte, bestellte ich mir vor kurzem die erste. Ich wollte wissen, ob der kleinere Bruder eine Erweiterung oder sogar Alternative darstellen könnte.

Hauptlicht von vorne stark gedimmt und das Spitzlicht sind LED 265 (Standbild der EX3)

Das Hauptlicht von vorne (stark gedimmt) und das Spitzlicht sind jeweils LED 265 (Standbild der EX3)

Nach den ersten Tests weiß ich, dass die LED-265 sowohl eine Alternative als auch eine Erweiterung ist. Die Lichtausbeute der Leuchte ist überraschend groß. Und das 800 Gramm (inkl. Halterung) schwere Teil ist ebenfalls mit Akkus zu betreiben. Bei meinem Test hielten die günstigen No-Name-Batterien für die Sony L-Serie über eineinhalb Stunden.

Einzelne LED-Reihen sind abschaltbar, dazu ein Dimmer. Das macht die Leuchte sehr flexibel.

Einzelne LED-Reihen sind abschaltbar, dazu ein Dimmer. Statt Sony gibt es auch einen Panasonic-Schuh. Das macht die Leuchte sehr flexibel.

Das sollte für die meisten Produktionen reichen. Ich habe mir jetzt gleich noch eine zweite bestellt. Neben Filtern sind im Paket auch ein Netzteil und eine ordentliche Transporttasche. Das alles gibt es für umgerechnet rund 290 Euro.

....die verwendete NP-F970 (No-Name) hielt mit 6600mAh überraschend lange.

....die verwendete NP-F970 (No-Name) hielt mit 6600mAh überraschend lange. Die Lichtausbeute ist im stockfinsteren Raum für mich sehr gut. Foto mit ISO 400

In den kommenden Wochen werde ich die zwei kleinen LED-Leuchten mit auf Reisen nehmen. Danach gibt es ein Update zu den Erfahrungen im Alltag.

Markus Böhnisch

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Lohnende Investition

Zugegeben, mit meiner Ausrüstung und Arbeitsweise bin ich weitgehend zufrieden. Wenn es aber immer wieder ein Thema gab, das mich regelmäßig zum Grübeln brachte, dann war es die Akustik bei der Vertonung. Unterwegs als Reporter ist das egal, da verzeihen die Umstände viel. Doch im Heimstudio war ich mit dem Klangergebnis nie wirklich zufrieden. Ein Schritt nach vorne war vor ein paar Jahren die Anschaffung der SE Reflexion Filter. Doch nachdem ich mal wieder in einem richtigen Tonstudio gesessen hatte, wusste ich, dass mein Klang noch weit davon entfernt war.

Nachdem jetzt mal wieder Geld für Investitionen bereit stand, schlug ich bei Thomann zu. Zuerst bestellte ich vier Acousti Pro Panels. Die roten Quadrate sahen erst mal ganz gut aus und brachten auch schon eine gewisse Klangverbesserung.

Doch irgendwie passte mir das noch nicht so recht. Ich schaute noch einmal auf den Seiten und stieß auf Basotect. Das Material wird von BASF hergestellt und vielfältig für die Verbesserung der Akustik eingesetzt, selbst im Auto Die Platten boten neben guter Schallisolierung in weiß auch noch ein halbwegs neutrales Erscheinen. Der Minuspunkt: 149 Euro für vier Platten plus Kleber. Dennoch bestellte ich ein Paket.

Nachdem ich drei Platten nun in verschiedenen Zuschnitten angebracht habe und die ersten Testaufnahmen mit denen ohne Platten verglichen habe, kann ich das Zeug nur wärmstens empfehlen. Der Effekt ist sofort hörbar – schon wenn man im Raum spricht. Zusammen mit dem Mikro Rhode NT1-A bin ich nun auch endlich mit der Akustik zufrieden.

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Praktischer Helfer

Lange Zeit hatte ich schon ein Auge auf die kleinen Laptops geworfen und natürlich stellte sich mir die Frage, wofür die nun im Arbeitsalltag zu gebrauchen seien. Die Antwort fällt für jeden sicherlich unterschiedlich aus und natürlich können diese leichten, günstigen und kompakten Rechner keinen Schnittrechner ersetzen. Aber sie sind durchaus für mehr als nur Mails und Surfen zu gebrauchen.

Lenovo

Lenovo

Ich entschied mich letztlich für den Lenovo Ideapad S10e, vor allem wegen des ExpressCard-Einschubs. Dazu später mehr.  Dieser kleine kompakte Laptop ist ohne Zweifel praktisch. Internet-Surfen per Wifi oder mit UMTS-Karte funktioniert einwandfrei. Das Abspielen von Internetvideos überzeugt ebenfalls.  Nach den ersten Tagen halte ich den Kleinen für einen idealen alltäglichen Begleiter, der das große 17″ Notebook prima auf dessen eigentlichen Sinn und Zweck reduziert: Das Schneiden.

Der ExpressCard-Slot ist insofern ideal, da ich damit auf den Inhalt meiner SXS-Karten der Sony EX3 zugreifen kann.  Ich kann über den installierten Sony Clip Browser sehen, welche Einstellungen gedreht wurden und welche mir evtl. fehlen oder überflüssig sind. Ok, das könnte ich auch in der Kamera. Doch ich kann die Karten mit dem Lenovo auch auslesen und somit auf der internen oder einer externen Festplatte sichern. Das bietet sich an als Sicherungskopie oder auch bei längeren Drehs, um Platz zu schaffen.  Doch dieser Kleine taugt noch für mehr.  Sogar das Versenden von Material per FTP ist möglich. Praktisch, wenn ein paar Einstellungen zu einem Kunden/Sender geschickt werden sollen.  Auf ein Schnittprogramm verzichte ich (noch). Ich nutze den Clip Browser, mit dem ich Mark-in und Mark-out bestimmen kann und encode dann nach MPEG2 mit dem Mediacoder.

Dafür sind diese kleinen Netbooks natürlich nicht gemacht, doch es ist schön zu wissen, dass sie im Falle eines Falles auch dafür geeignet sind.  Natürlich ist ein größerer Laptop allein wegen der Bildschirmgröße nicht zu ersetzen, denn Schnittprogramme brauchen nun einmal die Vorschau- und Timelinefenster. Doch es ist ein preiswertes Vergnügen, diese Netbooks für eben mehr als nur das Mailen und Surfen dabei zu haben.

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Welches Stativ?

Quelle: Manfrotto

Eure Erfahrung zählt. Es gibt für Videojournalisten viele Kameras, dazu unzählige Stative und Köpfe in den unterschiedlichsten Preisklassen. Doch welches taugt als tragende Säule für einen sauberen Schwenk, ist nicht zu schwer, bezahlbar und schnell aufzubauen? Gibt es vielleicht clevere Lösungen, um Geld zu sparen, z.B. Manfrotto und Sachtler zu kombinieren? Fragen über Fragen, die Antworten bitte!!

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VJ und News: HSPA macht mobil!

Wer im Aktuellen arbeitet, steht gelegentlich mal vor der Frage, wie er sein Material schnell in die Redaktion bekommt. Wenn nicht gerade eine SNG in de Nähe ist, gibt es die Möglichkeit, das Internet per FTP zu nutzen. Bis vor wenigen Wochen galt dazu die Einschränkung „…sofern ein Internetcafé in der Nähe ist“.

Laptop und MausDie Vodafone-HSDPA-Maus

Doch die Zeiten haben sich mal wieder schlagartig geändert. Vodafone stellte eine mausähnliche Erscheinung vor, mit der das Internet mobil werden sollte. Bei einer Vorführung bewiesen die Mitarbeiter, dass Uploadraten von rund 350 kbit möglich sind.

Nach zwei Monaten ausgiebiger Tests und mit realen Einsätzen kann ich die Alltagstauglichekeit nur unterstreichen. Immer dann, wenn es schnell gehen soll, wenn kleine Pakete von rund 30 MB (Aufsager, O-Ton) verschickt werden müssen, ist die Vodafone Easybox (so der Name in Deutschland) eine Alternative.

Für wen ist das sinnvoll? Für alle, die schon mit Sendern oder Kunden arbeiten, die auf das Überspiel per FTP setzen. Selbst Nachrichtenstücke von 1’40 sind schon über die Maus gegangen. Praktischer Nebeneffekt: Die Maus, in der HSDPA-Technik steckt, macht das Internet mobil. Recherche oder Mail-Empfang sind fast überall möglich.

Markus Böhnisch

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